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Würde Basel III schon gelten, hätte beim Stresstest der EZB nicht nur die ÖVAG Probleme bekommen

Foto: epa/dedert

Wien - Eine Bank durchgefallen, fünf bestanden: Finanzministerium und Oesterreichische Nationalbank (OeNB) haben die am Sonntag präsentierten Ergebnisse des Bankenstresstests als klaren Beleg für die Stabilität des heimischen Finanzsektors gewertet.

Allerdings mehrten sich am Montag auch die kritischen Stimmen: Sie sehen im österreichischen Finanzsektor auch ganz abseits des Durchfallers ÖVAG einige Großbaustellen. Um das Argument zu verstehen, ist ein genauerer Blick in die Stresstestergebnisse notwendig.

Wie berichtet hat die EZB im Rahmen ihres Tests simuliert, was in den Bankbilanzen geschieht, wenn erneut eine Rezession in den Jahren 2014 bis 2016 ausbricht. Die Anforderung, um zu bestehen, war simpel: Das harte Eigenkapital der Banken durfte 5,5 Prozent nicht unterschreiten. Die haben Erste, Bawag und Raiffeisen klar geschafft.

Zusatztest: Zwei weitere Banken fallen durch

Allerdings: Die EZB hat eine zusätzliche Berechnung durchgeführt, in der sie besonders strikte Anforderungen an das Eigenkapital der Banken stellte. Bei diesem Test fällt nicht nur die ÖVAG, sondern noch zwei weitere heimische Kreditinstitute - die Bawag und die Raiffeisen Zentralbank (RZB) - durch.

Zur Erklärung: Als Lehre aus der Finanzkrise werden in der EU derzeit die Vorschriften für die Banken nach und nach verschärft. Das neue Regelbuch mit dem Namen "Basel III" macht striktere Vorgaben als in der Vergangenheit darüber, was als hartes Kernkapital bei einem Kreditinstitut eigentlich angerechnet werden kann.

Die strengen Regeln werden in Österreich erst ab Ende 2018 gelten. Im Regelfall zählen dann nur mehr Aktienkapital und einbehaltene Gewinne als Kernkapital. Die Idee dahinter: Diese Geldmittel stehen einer Bank immer zur Verfügung, um mögliche Verluste abzudecken.

Anforderungen nach Basel III

Die EZB hat sich angesehen, wie die Ergebnisse des Stresstests ausfallen würden, wenn die Anforderungen von Basel III bereits gelten würden. Die Bawag käme in diesem Szenario nur auf ein Eigenkapital von 4,5 Prozent, die RZB auf 3,9 Prozent. Insgesamt fehlen dem österreichischen Bankensektor sieben Milliarden Euro, um als Basel-III-tauglich durch den Stresstest zu kommen.

Das ist ein im europäischen Vergleich (siehe Grafik) hoher Wert, auch wenn sich in zahlreichen Ländern nach dieser strikten Berechnung Lücken auftun. "Die Lage der europäischen Banken ist deutlich schlechter, als der erste Blick auf die Stresstestergebnisse vermuten lässt", kritisierte deshalb auch die Nichtregierungsorganisation Attac am Montag.

Dass in Österreich besonders der RZB noch viel fehlt, verwundert nicht. Nach den künftigen Regeln darf die RZB Eigenkapital von Tochtergesellschaften, das von Minderheiten gehalten wird, nicht mehr voll einrechnen. Das ist für die Bank ein Problem, weil bei ihrer Osteuropatochter RBI rund 40 Prozent der Aktien in Streubesitz sind.

Tochterbank als Problem

Bei der Notenbank kennt man dieses Problem: In den kommenden vier Jahren sollte es für alle Institute möglich sein, das notwendige Kapital aufzubringen. Leicht wird die Sache nicht. 2013 schrieb der österreichische Bankensektor erstmals Verluste, und auch 2014 sieht es bisher nicht viel besser aus. Allerdings: Die EZB hat in ihrem Test nur die Bilanzen per Stichtag Ende 2013 betrachtet. Die RBI hat 2014 eine Kapitalerhöhung durchgeführt. Hinzu kommt, dass die Volksbank in ihrer bestehenden Form abgewickelt wird. Die wahre, zu schließende Kapitallücke beläuft sich demnach laut Notenbank nur auf rund vier Milliarden Euro. (András Szigetvari, DER STANDARD, 28.10.2014)