Leipzig/Wien - Eigentlich sind die Schimpansen so wie wir Menschen tagaktive Tiere. Doch wenn es um besonders gutes Fressen geht, dann machen die Menschenaffen schon einmal eine Ausnahme von der Regel. Wegen frischen Feigen zum Beispiel werden die Tiere im westafrikanischen Tai-Nationalpark in Côte d'Ivoire zu Frühaufstehern, wie ein internationales Forscherteam um Karline Janmaat vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig herausfand.
Die Primatologen untersuchten dabei insbesondere das Verhalten von fünf Weibchen, die sie insgesamt 275 Tage lang beobachteten. Wenn Bäume besonders kurzlebige und köstliche Früchte tragen, die auch andere Tiere wie kleinere Affen oder Vögel lieben, dann wollen die Schimpansen unbedingt die Ersten beim Frühstück sein.
Fünf Tage in der Woche verließen die Schimpansen ihre Nester vor Sonnenaufgang, während der Rest des Waldes noch schlief. Sie stehen aber nicht nur früher auf als ihre Konkurrenten, sondern richten sogar ihre Schlafnester entsprechend ein, um näher an den Leckerbissen zu sein.
Ganz andere Schimpansen-Beobachtungen machten Forscher im ostafrikanischen Kibale Nationalpark. Dort hat rund ein Drittel der Menschenaffen Narben oder Verletzungen, die von den in der Nachbarschaft aufgestellten Fallen herrühren. Man würde also vermuten, dass die Tiere sich kaum mehr aus dem Nationalpark hinauswagen - doch das Gegenteil ist der Fall, berichten Sabrina Krief und Kollegen im Fachblatt "PLoS One".
Wenn die Maisernte naht, dann fallen die Menschenaffen im Schutz der Nacht furchtlos über die Felder her. Die Schimpansen haben sich perfekt an die menschliche Nachbarschaft angepasst, die wegen der Menschen auch frei von Leoparden ist. Die Tiere machten bei ihren Beutezügen auch jede Menge Lärm und hatten zwischendurch sogar Sex. (tasch, DER STANDARD, 28.10.2014)