Eigentlich müssten sie sich gut verstehen. Sie agieren sektiererisch, sind demokratiefeindlich, antisemitisch, sexistisch und halten ihre "Rasse", Nation oder Religion für die einzige mit Existenzberechtigung. Neonazis oder radikale Islamisten - für den vernunftbegabten Menschen sind ihre Ideologien wie Pest oder Cholera.

Doch Parallelen in den menschenverachtenden Denkweisen der Brüder im Geiste erkennt man wohl nur von außen: Unter dem Namen "Hooligans gegen Salafisten" und dem Deckmantel der Terrorismuskritik terrorisierten über 4000 Rechtsradikale am Sonntag die Kölner Innenstadt. Als Feinde nennen sie Salafisten, aber sie meinen - und schrien das auch in Parolen - mindestens alle Ausländer.

Der rechte Rand erhofft sich jetzt Sympathien von Leuten, die sonst nichts mit Neonazis am Hut haben. Denn obwohl in Deutschland und Österreich auch zahlreiche linke Demos gegen die Angst und Tod verbreitende Terrormiliz IS stattfanden: Rechtsextreme, die immer schon über "den Islam" herzogen, wittern jetzt zu Recht Morgenluft. Sie versprechen sich "eine bessere Außenwahrnehmung, eine bessere Lobby" und vor allem "einen Zuwachs in der Szene", wie Erich Rettinghaus, Chef der Polizeigewerkschaft Nordrhein-Westfalen, warnt. Dabei bedrohen sie wie ihre Brüder im Geiste vor allem einen Feind: die Demokratie. Das haben sie in Köln gezeigt. Es wird Aufgabe von Polizei und Politik sein, das der Bevölkerung klarzumachen. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 28.10.2014)