Anlässlich des 100. Todestags von Georg Trakl hat das Vorarlberger Landestheater den Regisseur und Schauspieler Emanuel Fellmer beauftragt, einen Abend zu Ehren des Schriftstellers zu gestalten. Im "Kleinen Haus" feierte Oh Nacht, ich bin bereit! Erinnerungen an Georg Trakl in Bregenz Uraufführung. Bei der Entwicklung des Stückes stand für Fellmer weniger die Biografie Trakls im Vordergrund als der Versuch, den Menschen zu erfassen. In der Szenenfolge mit Briefen, Dokumenten, Rezensionen und auch Gedichten werden zwar wichtige Stationen des Lebens wiedergeben, auf eine chronologische Abfolge wird jedoch verzichtet.

Vielmehr wird der Fokus auf die Seelenzustände des von Ängsten geplagten und im Alter von 27 Jahren an einer Überdosis Kokain verstorbenen Einzelgängers gerichtet. Gemeinsam mit Simon Möllendorf hat Fellmer Regie geführt und auch das Bühnenbild entworfen. Ein schwarzer Raum dominiert - ausgestattet mit einem kleinen Tisch, zwei Sesseln sowie einem Overheadprojektor, mit dem Fotos und Notizen an die Wände projiziert werden. An die Wand geklebte Papierseiten erwecken durch ihre symmetrische Anordnung die Assoziation mit einem mit Gitterstäben versehenen Fenster. Die räumliche Beengtheit des Kleinen Hauses kommt der Inszenierung zugute: die Trennung von Bühne und Zuschauerraum weicht einem einheitlichen Raumgefühl und lässt unmittelbar teilhaben, wenn Steffi Staltmeier und Emanuel Fellmer abwechselnd in der Rolle des Schulfreundes Buschbeck, des Verlegers Ludwig von Ficker, der Schwester Grete oder Trakl selbst schlüpfen. Eine temporeiche Inszenierung, in der die Darsteller immer wieder erstarren und dadurch auch die Unfähigkeit Trakls veranschaulichen, einfache Dinge des Lebens - wie etwa Wohnungssuche - allein zu bewältigen. (niwe, DER STANDARD, 28.10.2014)