Markus Stuhlpfarrer, Vorsitzender der Spaßfraktion "Die Partei".

derStandard.at: Was sind die Hauptforderungen Ihrer Partei?

Stuhlpfarrer: Wir sagen: "Ja zur Neutralität. Nein zur Neutralität." Wir wollen verpflichtend die Homo-Ehe einführen, und wir wollen, dass jedes dritte Kind in einer Klasse homosexuell ist.

Wir fordern, ein freiwilliges, homosexuelles Jahr einzuführen, und jedem Homosexuellen, der sich bereiterklärt, für ein Jahr homosexuell zu leben, 500 Euro im Monat zur Unterstützung des aufwändigen Lebensstils zu bieten.

derStandard.at: Wie kommen Sie zur Position Ja und Nein zur Neutralität?

Stuhlpfarrer: Das hat in Österreich Tradition, die Neutralität wird in Österreich bejubelt und untergraben. Diese Position ändert sich im Jahrestakt. Wir sagen gleich von vornherein: Ja zur Neutralität, Nein zur Neutralität, und hoffen, damit möglichst viele Wählerinnen und Wähler ansprechen zu können.

derStandard.at: Warum haben Sie Homosexualität zum Kernthema auserkoren?

Stuhlpfarrer: Wir glauben, dass es in der Bevölkerung eine große Angst vor Homosexualität gibt. Zugleich gibt es das Bedürfnis, das Ganze ordentlich zu regeln. Es gibt immer wieder Debatten zu Frauenquoten, warum nicht auch eine Homoquote?

derStandard.at: Wollen Sie bei den kommenden Landtagswahlen antreten und wenn ja, bei welchen?

Stuhlpfarrer: Überall wo wir zur Wahl antreten können, werden wir das mit Begeisterung und Erfolg tun. Wir wollen bei allen Landtagswahlen antreten – bietet uns das doch die Möglichkeit, halb Österreich zu übernehmen.

derStandard.at: "Die Partei" in Deutschland ist dafür bekannt, dass sie mit satirischen Mitteln den Politik- und Medienbetrieb konterkariert. Haben Sie für Österreich schon konkrete Pläne?

Stuhlpfarrer: Das ist in Österreich sicher ein schwieriges Thema. Viele Menschen im Standard-Forum haben sich gefragt, wie man sich im derzeitigen politischen Geschehen in Österreich durch Satire noch profilieren kann. Wir werden es einfach versuchen müssen und uns zur Not durch seriöses Auftreten abheben.

derStandard.at: Haben Sie schon Pläne, wie Sie zu Geld für Ihre Partei kommen wollen?

Stuhlpfarrer: Unsere Experten sind dabei, Strategien auszuarbeiten, um möglichst rasch an diverse Gelder zu kommen.

derStandard.at: Es wurde angekündigt, Ihre Partei wolle die FPÖ rechts überholen. Wollen Sie mit der FPÖ konkurrieren?

Stuhlpfarrer: Wir haben keine Konkurrenzpartei. Es gibt wohl Spaßparteien in Österreich. Wir sind eine Partei der extremen Mitte und werden versuchen, andersdenkende Parteien dort zu überholen, wo es sie am meisten trifft. Die schwierigste Aufgabe wird sicher werden, die Schwerpunkte dieser Spaßparteien zu ermitteln, um sie möglichst hart zu treffen.

derStandard.at: Wie sind Sie zur Partei gekommen?

Stuhlpfarrer: Durch Zufall. Wir haben uns zusammengefunden und gesagt: Wir probieren es einfach. Überraschenderweise haben wir sehr schnell Unterstützung bekommen. Die Geschichte der Partei "Die Partei" in Österreich ist eine Geschichte des Erfolgs, die das mühsame Emporruckeln unseres deutschen Ablegers in den Schatten stellt.

derStandard.at: Warum haben Sie sich ausgerechnet am Nationalfeiertag gegründet?

Stuhlpfarrer: Es steht in unserem Parteiprogramm, dass wir den Tag unserer Gründung zum Feiertag machen wollen.

derStandard.at: Ihre Forderungen klingen für viele vollkommen absurd. Haben Sie die Stärke eines Martin Sonneborn, diese immer wieder aufs Tapet zu bringen?

Stuhlpfarrer: Das wird nicht immer einfach sein. Aber unsere Forderungen werden klar formuliert sein. Wir leben und wirken in einer Demokratie – das heißt, die paar Leute, die dagegen sind, brauchen uns nicht zu kümmern. Der Stärke eines Martin Sonneborns haben wir den Charme und das Charisma eines Marcel-Pierre Hintners entgegenzusetzen sowie die Präsenz unseres Presseattachés.

Wir wollen unseren Wählerinnen und Wählern zeigen, dass wir weitestgehend unabhängig von unserem deutschen Ableger agieren können. Unsere Strategen arbeiten schon an Modellen, wie sich im österreichischen Nationalrat eine erneute Geschäftsordnungskrise auslösen lässt.

derStandard.at: Manche werfen Ihnen vor, die Politik ins Lächerliche zu ziehen …

Stuhlpfarrer: … ich glaube nicht, dass es dafür eine neue Partei braucht. (Katrin Burgstaller, derStandard.at, 27.10.2014)