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Josef Martinz, Jörg Haider, Werner Schmidt, Tilo Berlin und Wolfgang Kulterer nach der Mehrheitsübernahme der Hypo Alpe Adria durch die Bayerische Landesbank am Dienstag, 9. Oktober 2007, in München.

Foto: apa/bodner

München/Wien - Jörg Haider kann sich nicht mehr wehren. Das Einzige, was im Münchner Strafprozess gegen die früheren Vorstände der BayernLB hängen blieb, ist die Bestechung des verstorbenen Kärntner Landeshauptmanns. Für das Geständnis fasst Exbankchef Werner Schmidt eine Bewährungsstrafe von eineinhalb Jahren aus.

Untreuevorwürfen im Zusammenhang mit dem Kauf der Hypo durch die BayernLB, der sich für die Bank (wie auch für die Republik) als Milliardenfiasko erwies, folgte das Gericht nicht.

Die Bestechungsvorwürfe haben einen sportlichen Konnex: Haider hatte nach dem Entzug der Bundesligalizenz den FC Pasching nach Klagenfurt gelockt und zugesagt, den Verein mit zehn Millionen Euro in den fußballerischen Olymp zu befördern.

Ulrichsberg-Treffen

Ursprünglich forderte Haider bei einer Besprechung in Tilo Berlins Anwesen am Ulrichsberg die gesamte Summe als zusätzliche Gegenleistung für den Verkauf der Hypo von den Bayern.

Schmidt in seiner Einvernahme: "Die Fußball-EM 2008 stand vor der Tür. Landeshauptmann Haider machte deutlich, dass er dieses Sponsoring zur Bedingung für den Anteilsverkauf machte." Nachdem Schmidt die zehn Millionen abgelehnt hatte, einigte man sich bei 2,5 Millionen.

"Ekliges Thema"

Obwohl im Vorstand "alle dieses Thema als eklig empfanden, war allen Beteiligten klar, dass wir diese Kröte würden schlucken müssen, um den Deal nicht zu gefährden". Wann genau die Vereinbarung zustande kam, ist nicht ganz klar. Nach dem Treffen in Berlins Klockerhube, wie das Haus des damaligen Hypo-Großaktionärs genannt wird, ging ein paar Monate nichts weiter.

Haider hat dann laut Ex-BayernLB-Vorstand Michael Kemmer "in eleganter Form" an das Anliegen erinnert. Drahtzieher des Sponsorings waren nach Zeugenaussagen jedenfalls Haider und Schmidt: Der Landeshauptmann habe Berlin auf dem Ulrichsberg gebeten, ihn mit dem Bayernbanker allein in der Küche zu lassen. Die Fußballprämie sei dann Ergebnis des Küchengesprächs gewesen.

VIP-Logen und Karten

Zusätzlich kam die Hypo zum Handkuss, die sich verpflichtete, über zehn Jahre jährlich 500.000 Euro an den SK Austria Kärnten zu zahlen. Im Unterschied zu den Bayern gab es mit der Umbenennung des Stadions auf Hypo-Group-Alpe-Adria-Arena eine Sponsoring-Gegenleistung.

Zudem erhielt die Bank fünf VIP-Logen à sechs Personen und 100 Tribünenkarten samt Vereinbarung über Stillschweigen. Für Austria Kärnten unterzeichnete der damalige Präsident Mario Canori den Vertrag, dessen Trauzeuge ein gewisser Jörg Haider war.

Ganz koscher war der BayernLB die geheimgehaltene Vereinbarung nicht, weshalb sie 2009 umgewandelt wurde. Die Verantwortlichen hatten nämlich laut Ermittlungsvermerk der Staatsanwaltschaft München erkannt, "dass der Eintritt der BayernLB in die Sponsoringverträge mangels einer für die BayernLB werthaltigen Gegenleistung wirtschaftlich nicht darstellbar" wäre und so stets befürchtet werden müsste, dass der wahre Hintergrund der Vereinbarung aufgedeckt werden könnte.

Tochter sprang ein

Die Alternative war rasch bei der Hand. Man hängte die Zahlung der Tochterbank DKB um, die sich als Onlineinstitut auch in Österreich einen Namen machen wollte und anderweitiges Sponsoring tätigte. Von etwaigen Gegenleistungen an die DKB ist nichts bekannt.

Mit der jetzigen Vereinbarung betreffend Schmidt hat sich das Verfahren in München fast in Luft aufgelöst. Bereits davor wurde der Prozess gegen vier Angeklagte - darunter Kemmer - gegen Geldauflagen eingestellt. Anhängig sind allerdings noch mehrere zivilrechtliche Klagen der BayernLB gegen frühere Vorstände und Aufsichtsräte der Bank. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, 28.10.2014)