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Alan Eustace vor einem Testflug

Foto: AP

In 41 Kilometern Höhe schnitt sich Alan Eustace vom Heliumballon ab. "Es war ein wilder, wilder Ausritt", sollte der 57-jährige Google-Manager später sagen. Doch nicht die riesige Fallhöhe brachte die Menschen ins Staunen - sondern vielmehr der Umstand, dass die Aktion erst im Nachhinein bekannt wurde.

Das ist vielleicht der augenscheinlichste Unterschied zum Stratosphärensprung von Felix Baumgartner von 2012. Als der Extremsportler in einer Kapsel gen Himmel schwebte, wurde stundenlang live übertragen, wie der damals 43-Jährige zum Pünktchen schrumpfte, bis er in 39 Kilometern Höhe erkannte, "wie klein man ist". Woraufhin er sich in - nach wie vor - Rekordgeschwindigkeit wieder größer sprang. Der PR-Wert der Aktion für Sponsor Red Bull wird auf sechs Milliarden Euro geschätzt.

Eustace soll bewusst ein Angebot von Google, die Aktion zu unterstützen, abgelehnt haben. Er habe befürchtet, das Projekt könne "zum Marketing-Event" werden, zitiert ihn die New York Times. Monetäre Gründe dürften ihn nicht zum Sprung verleitet haben: Laut Forbes verdiente Eustace 2010 mehr als zwölf Millionen Dollar.

34 Monate lang soll sich der Manager mit einer kleinen Gruppe Wissenschafter der Paragon Space Development Corporation auf die Aktion vorbereitet haben. Unter anderem entwickelten sie in der Zeit den Spezialanzug, in dem Eustace hinaufgezogen wurde und der ihn mit Sauerstoff versorgte. Der wissenschaftliche Wert des Projekts wird sich allerdings erst zeigen.

Bei Google ist Eustace Vizepräsident des Wissensmanagements, für den Konzern nahm er 2010 zum Sammeln privater Nutzerdaten im Rahmen von Street View Stellung, wofür Google zu einer Millionenstrafe verurteilt wurde. Bevor er Entwicklungschef wurde, war er im technischen Bereich tätig.

Geboren in Orlando, Florida, war Eustace schon als Kind von der Raumfahrt fasziniert. Immer wieder führten Familienausflüge zum Cape Canaveral, um Raketenstarts zu bestaunen. Eustace promovierte an der Uni von Central Florida in Informatik und arbeitete für große Computerfirmen wie Compaq und Hewlett-Packard, bis er 2002 bei Google begann. Er bezeichnet sich als Teamplayer, Mitmenschen kennen ihn auch schon länger als Abenteurer. Nicht nur mit dem Fallschirm, auch seine zweimotorige Cessna fliegt er in der Freizeit gerne. Der Vater zweier Töchter engagiert sich außerdem für Frauen in Technikberufen. (Gudrun Springer, DER STANDARD, 26.10.2014)