New York - Ein speziell zubereiteter Kakaotrunk könnte einem altersbedingtem Gedächtnisverlust entgegenwirken. Verantwortlich dafür seien die in Kakaobohnen enthaltenen Flavonoide, wie eine aktuell im Fachmagazin "Nature Neuroscience" veröffentlichte Studie besagt. Probanden, deren Getränke große Mengen des Pflanzenstoffs enthielten, wiesen demnach eine deutlich verbesserte Gedächtnisleistung auf.

Für die Studie nahmen 37 gesunde Versuchsteilnehmer im Alter zwischen 50 und 69 Jahren täglich ein kakaohaltiges Getränk zu sich. Den Probanden wurde dabei eine unterschiedlich hohe Dosis an Flavonoiden verabreicht. Die Hälfte von ihnen nahm 900 Milligramm täglich zu sich, der andere Teil der Gruppe bekam nur zehn Milligramm.

Erhöhte Blutzirkulation

Die Wissenschafter beobachteten anschließend das Blutvolumen im sogenannten Gyrus dentatus, einem Teil der Hirnregion Hippocampus. Der Hippocampus spielt für das Erinnerungsvermögen eine wesentliche Rolle. Nach Angaben der Forscher wurde bei der Probandengruppe mit den Flavonoidreichen Getränken eine erhöhte Blutzirkulation festgestellt. Außerdem schnitten sie bei Gedächtnisübungen deutlich besser ab.

"Wenn ein Teilnehmer zu Beginn der Studie das Erinnerungsvermögen eines typischen 60-Jährigen hatte, wies er nach drei Monaten im Schnitt die Gedächtnisleistung eines 30- bis 40-Jährigen auf", sagte der Autor der Studie, Scott Small von der Columbia Universität in New York über die Gruppe der 900-Milligramm-Probanden. Es seien aber noch Tests mit größeren Versuchsgruppen nötig, um diese Ergebnisse zu bestätigen.

Die positiven Wirkungen der Flavonoide stammen nicht nur aus Kakao. Flavonoide sind in unterschiedlicher Art und Konzentration auch in Trauben, Heidelbeeren, Äpfeln und anderen Früchten sowie in einigen Gemüse- und Teesorten enthalten.

Schokolade hilft kaum

Frühere Studien an Mäusen zeigten, dass die im Kakao enthaltenen Flavonoide die Leistung des Gyrus dentatus anregen. Diese Hinregionen sei bei Mäusen und Menschen sehr ähnlich, erklärte Small. "Ich denke, dass untere Untersuchung zum ersten Mal belegt, dass Flavonoide die Funktion des menschlichen Gyrus dentatus verbessert."

Die Ergebnisse der Studie beziehen sich nicht auf Krankheiten wie Alzheimer, sondern auf normale Erinnerungslücken, die ab einem Alter von 50 Jahren auftreten können - etwa wenn sich Menschen die Namen neuer Bekannter nicht mehr merken können.

Für die Studie wurden die Flavonoide mit einem speziellen Verfahren aus den Kakaobohnen extrahiert. Bei einer normalen Verarbeitung gehen diese Inhaltsstoffe zum großen Teil verloren. Vor voreiligen Schlüssen warnt Small allerdings: "Ich würde mit Sicherheit nicht empfehlen, mehr Schokolade zu essen", betonte er. Für einen positiven Nutzen sei die Konzentration an Flavonoiden in Schokolade und anderen verarbeiteten kakaohältigen Lebensmitteln im Vergleich zu den bei der Studie verabreichten Getränken zu gering. (APA/red, derStandard.at, 26.10.2014)