Wien - "Typisch Hurch", schrieb Viennale-Präsident Eric Pleskow als Grußbotschaft und meinte damit die Wahl des Eröffnungsfilms Amour fou, in dem es um Heinrich von Kleists und Henriette Vogels Doppelselbstmord geht. "Typisch Hurch", dachten beim Auftakt am Donnerstag aber auch viele Gäste, denn ein unerquicklicher Streit blieb indirekt bestimmendes Thema. Bei der Eröffnung erfolgte eine Mahnung des Wiener Kulturstadtrats Andreas Mailath-Pokorny (SP): Er halte "alle Hahnenkämpfe zwischen Kulturinstitutionen, die öffentlich finanziert sind, für ausgesprochen entbehrlich."

Der Hintergrund: eine im Falter veröffentlichte "Wutrede" des Viennale-Direktors, in der dieser fehlende Objektivität in der Berichterstattung über das neue Filmarchiv-Kinokulturhaus im Metro-Kino beklagt. Er wittert eine "Kameraderie" der Filmkritik, spricht von "Sklavenseelen"- genannt werden Profil-Kulturchef Stefan Grissemann, der Filmarchiv-Leiter Ernst Kieninger mit einem Prüfbericht des Kontrollamts konfrontiert hatte, in dem unter anderem von "Verbesserungspotenzial in Organisation und Administration" die Rede ist.

Keine Konkurrenz

Hurch witterte eine Aktion der "Privatpolizei" von Alexander Horwath, dem Direktor des Filmmuseums - also jener Institution, die nahe beim Kinokulturhaus liegt. Kieninger zum STANDARD: Hurch sei "dafür bekannt, dass er seine eigene Meinung hat und seinen eigenen Stil, diese zu artikulieren." Sein Konzept eines "sichtbaren Kinos" ziele auf "keine Konkurrenz zum Filmmuseum ab (das wäre auch vermessen)."

Horwath will Hurchs Polemik nicht kommentieren. Die Zusammenarbeit der Häuser sei jedoch, so der Filmmuseum-Direktor zu dieser Zeitung, "nicht immer einfach". Der Grund seien historisch gewachsene Strukturen: "Das hat nicht unmittelbar etwas mit den handelnden Personen zu tun, obwohl sich die Strukturen und Identitäten natürlich die entsprechenden Personen ,suchen'." Horwath und Kieninger sehen Möglichkeiten für Kooperationen, etwa auf der Ebene der Filmdigitalisierung. An einem Diskurs über die präzisen Kompetenzen vonseiten der Kulturpolitik würde sich Horwath "gerne beteiligen". Eine Versachlichung der Debatte über Filmkultur, die man sich nur wünschen kann. (kam, DER STANDARD, 25.10.2014)