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25 Gläschen Sekt gönnen sich die Österreicher im Jahr. Weniger als die Hälfte des Schaumweins kommt aus dem eigenen Land. Die Preise dafür rasselten im Zuge der EU-Erweiterung nach unten.

Foto: AP/Kienzle

Wien - Über Luxus lässt sich trefflich streiten, umso mehr, wenn er nicht einlöst, was er auf dem Papier verspricht. Mit 36 Millionen Euro jährlich sollte die wiederbelebte Sektsteuer Österreichs Budget den letzten Schliff verleihen. Die jüngste Bilanz ist aber Wasser auf die Mühlen der Schaumweinbranche. Seit März bangt diese um ihre Geschäfte und versucht ein Image abzuschütteln, das ihr die Politik gerne verleiht: Der Sprudel der feinen Gesellschaft zu sein.

Lediglich zwei Millionen Euro soll die Steuer dem Finanzamt bis Ende August gebracht haben, das sickert aus Erhebungen des Wirtschaftsforschungsinstituts durch. Übers Jahr gerechnet sorgt das laut der jüngsten Prognosen des Verbands der Sektindustrie für bestenfalls 17 Millionen Euro. In Österreichs Supermärkten brach ihr Umsatz im Vergleich zum Vorjahr bisher um 25 bis 30 Prozent ein.

Die Sekthersteller, allen voran Schlumberger, sehen sich in ihren Befürchtungen bestätigt: Der Verwaltungsaufwand und der Verlust von Jobs machten die Steuer zum Nullsummenspiel. Winzer, die gerade mit den Kellereien die Verträge für 2015 aushandeln, beklagen Auftragsrückgänge von 50 Prozent. Denn die Lager sind voll, und auf eine Rücknahme der Besteuerung will sich keiner verlassen.

Ein Kelch, den keiner will

Umso weniger, seit dieser Kelch zwischen ÖVP und SPÖ hin und her gereicht wird. Weitgehend einig ist man sich in politischen Reihen, dass mit den vermeintlichen Getränken für Besserverdiener für den Fiskus nicht viel zu holen ist. Als Ideengeber für die Steuer sieht die eine Partei jedoch jeweils die andere. Letztlich soll sich im Ringen um fehlende Millionen ein Beamter des Finanzministeriums an die geschichtsreiche Abgabe erinnert haben. "Es ist eine Pattstellung", klagen Branchenkenner.

Johannes Schmuckenschlager, VP-Abgeordneter und Weinbaupräsident, macht die Arbeiterkammer als Initiator der stark ideologisch behafteten Steuer aus. Und er gibt sich im Standard-Gespräch zuversichtlich ob einer möglichen Wiederabschaffung ab 2015: Derzeit prüfe das Finanzministerium, ob sie was bringe oder nicht. SP-Finanzsprecher Jan Krainer weist scharf zurück, dass die Urheber der Sektabgabe in den Reihen seiner Partei sitzen. "Das ist lächerlich. Die politische Hauptverantwortung dafür liegt klar beim Ressortchef." Ob sich das Ganze rechne, werde nun genau beobachtet, keiner wolle den Winzern Böses.

Schwer zu überblickender Markt

Anders als Schmuckenschlager bezweifelt Krainer aber, dass sich bereits im ersten Jahr ablesen lasse, wie viel für den Staatshaushalt tatsächlich übrig bleibe. Denn vorgezogene Einkäufe der Gastronomie und aufgestockte Lager der Industrie machen den Markt schwer zu überblicken.

Um 0,75 Cent ist die Flasche, für die in Österreich im Schnitt kaum mehr als vier Euro ausgegeben werden, seit März teurer. Lebensmittelhändler reagierten auf Absatzrückgänge seit Herbst jedoch mit teils kräftigen Rabatten.

Die Bundesregierung hätte im Übrigen auch Prosecco und Frizzante gern besteuert. Es scheiterte am zu geringen Druck in ihren Flaschen und damit verknüpften EU-Verordnungen.

25 Gläschen Sekt gönnen sich die Österreicher im Jahr. Weniger als die Hälfte des Schaumweins kommt aus dem eigenen Land. Die Preise dafür rasselten im Zuge der EU-Erweiterung nach unten. (Verena Kainrath, DER STANDARD, 25.10.2014)