Graz/Köln - "Ich sehe den Juden als Hauptfeind unseres Volkes und nicht - so wie viele meinen - den Moslem! Ich glaube dieses Volk wird erst zur Gesinnung kommen wenn es endgültig im Begriff ist zu auszusterben. Doch dann wird es zu spät sein, deswegen versuche ich jeden mit dem ich spreche von meiner Richtung zu überzeugen!" (sic). Der Mann, der 2009 unter dem Pseudonym "Volkssturm" Antisemitisches dieser Art in das Forum der Neonazi-Site Alpen-Donau.Info schrieb, dürfte am Wochenende Gelegenheit haben, anderen seine Überzeugung zu erzählen. Da soll nämlich der amtsbekannte Steirer mit anderen gegen Norden reisen, um in Köln an einer Demo gegen Salafisten teilzunehmen. Möglicherweise hat ihm niemand gesagt, dass Salafisten eher keine Juden sind.

Die Bewegung, die zur Demo ruft, nennt sich "Hooligans gegen Salafisten" (HoGeSa) und setzt im Großen und Ganzen den Islam als Ganzes mit radikalen Islamisten gleich. Sie ging heuer bereits in Essen und Dortmund auf die Straße. In der Gruppe treffen amtsbekannte Neonazis mit Mitgliedern diverser Fußballfanklubs und deutschen Kommunalpolitikern zusammen. Unter dem Motto: "Die Familie hält zusammen". Angemeldet hat die Demos laut dem Blog Störungsmelder der Hamburger Zeit Dominik Roeseler, ein Pro-NRW-Politiker. Für diesen Sonntag in Köln haben sich bereits mehr als 6000 angemeldet - allerdings nur auf Facebook. Und das mag nicht viel heißen.

Denn als der Standard am Freitag etwa einen Funktionär der FPÖ Perchtoldsdorf fragte, ob er - wie die Facebook-Gruppe HoGeSa Demo Köln - Anreise Österreich/ Wien angab - am Wochenende nach Köln fahre, war dieser völlig überrascht und bestritt, von der Demo überhaupt gewusst zu haben. Ein anderer, ein Immobilienmakler, der laut FPÖ Perchtoldsdorf nicht mehr in der Partei aktiv ist, und in besagter Facebook-Gruppe andere aktiv zur Demo einlud, wusste zwar, wovon die Rede war, wollte aber nicht mit dem Standard reden. Nur so viel: "Ich fahre nicht hin. Ich finde das nicht relevant."

Die Teilnehmerzahl der Facebook-Gruppe mit österreichischen Demotouristen sank jedenfalls im Zuge der Recherche des Standard am Freitag zusehends.

Der Mann mit dem früheren Nickname Volkssturm, der auch als Administrator von Alpen-Donau.Info fungiert haben soll, darf trotzdem hoffen, dass er nicht allein reisen muss.

Der ihm aus der gemeinsamen Zeit der Neonazi-Seite und auch sonst gut bekannte Richard P. soll laut Facebook nämlich auch mit von der Partie sein. P. galt als "Leitwolf" der Gruppe von zehn Männern, unter ihnen der Fürstenfelder Rechtsextremist Franz Radl, die wegen NS-Wiederbetätigung und teilweise Körperverletzung in Graz vor Gericht standen.

Verurteilt und auf freiem Fuß

Der Schuldspruch von P. ist mittlerweile rechtskräftig. Er wurde in zweiter Instanz zu 32 Monaten unbedingt wegen schwerer Körperverletzung und zehn Monaten bedingt nach dem Verbotsgesetz verurteilt. Doch P., der zuletzt die im September vom Netz genommene Alpen-Donau-Site betrieb, beantragte Haftaufschub. Er ist auf freiem Fuß. Welche Gründe P. für den Haftaufschub anführt, kann Richter Raimund Frei dem Standard aus Persönlichkeitsschutzgründen nicht sagen.

Die vom Ex-Parlamentarier Karl Öllinger (Grüne) betriebene Seite stopptdierechten.at berichtet auch von der - geplanten - Teilnahme von Mitgliedern des Fanklubs "Unsterblich", unter ihnen ein Mann, der sich aktuell wegen des Überfalls auf das Ernst-Kirchweger-Haus in Wien vor Gericht verteidigen muss. Antifaschisten rufen in Köln zur Gegendemo auf. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 25.10.2014)