Janine Wegener und Antje Weiser in "Sarajevo 14 oder Der Urknall in Europa" am Tiroler Landestheater.

Foto: Rupert Larl

Aus heutiger Sicht erscheint dieses Attentat absurd. Besonders wenn man bedenkt, dass es einen Kontinent über Jahrzehnte in Krieg und Chaos gestürzt hat. Am 28. Juni 1914 stattet Thronfolger Franz Ferdinand mit seiner Gattin Sophie Sarajevo einen Besuch ab. Gefahren wird im offenen Wagen im Konvoi, bald kommt aus der Menschenmenge eine Granate geflogen.

Sie verfehlt den Thronfolger nur knapp und schlägt in das nachfolgende Fahrzeug ein. Irritiert zieht man sich ins Rathaus zurück, beschließt aber, die Fahrt fortzusetzen, jedoch auf anderer Route. Und just wird verabsäumt diese Routenänderung dem Fahrer Leopold Lojka mitzuteilen.

Und so biegt dieser an einer Kreuzung falsch ab. Den Irrtum bemerkend, will er sofort umdrehen. Doch um zu reversieren, muss er den Wagen anhalten, und das tut er ausgerechnet vor jenem Café, in dem Gavrilo Princip sitzt. Es folgen zwei Schüsse.

So zumindest im Schauspiel Sarajevo 14 oder Der Urknall in Europa, das Autor Franzobel im Auftrag des Tiroler Landestheaters für das heurige Gedenkjahr verfasst hat. Der Inhalt: Sieben Wäscherinnen eines Frauengefängnisses führen ein Stück auf, das in Szenensplittern ein Licht auf die Geschehnisse des 27. und 28. Juni wirft.

Regisseur Fabian Kametz gelingt eine packende und durchaus komische Inszenierung, die gegen Ende an Dichte, Tempo und Spannung zulegt. Ein ausgezeichnetes Ensemble (Antje Weiser, Janine Wegener, Ivana Nikolic, Petra-Alexandra Pippan, Ulrike Lasta, Eleonore Bürcher, Sara Nunius) beeindruckt durch schnelle Wechsel zwischen den Figuren. Ort des Geschehens ist eine Wäscherei. Als Ahnungen des künftigen Grauens aufkommen, färben sich die Laken rot. (dns, DER STANDARD, 25.10.2014)