Bis zu fünf Jahren dauert es in Österreich durchschnittlich, bis neuropathische Schmerzen diagnostiziert werden, zwischen sechs und sieben Ärzte werden dafür im Schnitt aufgesucht. "Die notwendige multimodale Schmerztherapie wird nicht in jedem Bundesland angeboten", sagt Christian Lampl, Präsident der Österreichischen Schmerzgesellschaft (ÖSG).
Viele Begleiterkrankungen
400.000 bis 500.000 Österreicher leiden nach den Schätzungen an den brennenden und meist in Attacken auftretenden Nervenschmerzen, die auch zahlreiche Begleiterkrankungen wie etwa Schlaf- und Angststörungen und Depressionen mit sich bringen. Verursacht werden sie durch die Schädigung des peripheren Nervensystems und durch Virusinfektionen wie etwa Gürtelrose oder HIV.
"Diese besonders belastenden und quälenden chronischen Schmerzen werden in ihrer Dimension häufig unterschätzt, sind häufig unterdiagnostiziert, unterbehandelt und belasten die Gesundheitssysteme und Volkswirtschaften mit den Folgekosten durch die fehlende oder nicht angemessene Behandlung", so ÖSG-Generalsekretär Rudolf Likar. Um eine Chronifizierung der Krankheit zu vermeiden, müsse diese aber möglichst schnell behandelt werden.
Eine korrekte Diagnose ist für eine angemessene Therapie wichtig, denn im Gegensatz zu anderen chronischen Beschwerden sind neuropathische Schmerzen nicht mit "klassischen" Schmerzmitteln wie nicht-steroidalen Antirheumatika, Paracetamol oder Metamizol behandelbar.
Zusammenarbeit nötig
"Hier muss interdisziplinär, unter anderem mit neurologischen, psychologischen und orthopädischen Ansätzen, gearbeitet werden. Nur so gibt es einen Therapieerfolg", so Likar. Derzeit wird diese "multimodale" Behandlung aber nur in Klagenfurt angeboten. "Wir wollen in jedem Bundesland eine derartige Einrichtung haben, die eben nicht nur psychosomatisch arbeitet. Dazu bedarf es aber dem Verständnis der Politik für diese Patientengruppe", erklärte Lampl.
Neben schmerztherapeutischen Rehabilitationseinrichtungen forderte die Österreichische Schmerzgesellschaft auch, dass die Thematik in der Ärzteausbildung Platz finden soll. "Es muss mindestens ein Jahr lang praktisch auf einer Schmerzklinik gearbeitet werden. Aber dazu brauchen wir wiederum erst einmal ausreichend viele Schmerzambulanzen, um diese Leute überhaupt auszubilden", sagte Likar.
Momentan seien die Schmerzpatienten vor allem wegen der Wirtschaftskrise im Nachteil. "Statt Sparpotenziale durch angemessene Behandlung zu nutzen, wird in Österreich leider an der Schmerzmedizin selbst gespart", so Lampl. Um dem entgegenzuwirken wird die ÖSG in den kommenden Wochen eine parlamentarische Petition starten. (APA, derStandard.at, 24.10.2014)