Opel baut seinen Kleinwagenauftritt zum Dreigespann aus. Als Kleinster kommt 2015 der Karl, die Mitte hält der Individualist Adam, und der maximale Typ in diesem Szenario ist der Corsa. Dessen fünfte Generation setzt auf Bewährtes, bringt aber auch viel Neues

Im Jahr des Herrn 814 legte Kaiser Karl der Große sein irdisches Gewand ab. 1200 Jahre später legt der 32 Jahre junge Opel Corsa sein fünftes an, zeigt dieses der internationalen Fachpresse im Stadtschloss Höchst (Frankfurt), nahe der karolingischen Justinuskirche, und ja, auch der eiserne Kanzler Bismarck schaut wohlwollend vom Sockel seines Denkmals herunter, als die vielen bunten Corsas vorbeidefilierten.

Vorne Adam, hinten Astra, ließe sich der Designansatz auf den Punkt bringen. Sieht recht einnehmend aus und ist sogleich als Opel zu identifizieren. Im Marketingsprech hört sich das so an, aus dem Munde von Corsa-Chefdesigner Carsten Aengenheyster: "Skulpturale Präzision trifft funktionelle Eleganz."

Foto: Opel

Gegenüber dem Vorgänger blieb der Corsa bei den Abmessungen praktisch unverändert, auch beim Radstand. Das ließe den Schluss zu, dass es sich hier nur um ein gründliches Facelift des aus der einstigen Allianz mit Fiat (Punto) stammenden Vorgängers handelt. Opel weist diesen Denkansatz entrüstet von sich. Das Auto sei komplett in Deutschland entwickelt, beim Fahrwerk kein einziges Detail übernommen worden. Alles neu, komplett neu. Fahrwerksgeometrie, Dämpferkennung.

Das Fahrwerk war bisher ein Kritikpunkt, da hat Opel tatsächlich einen großen Sprung gemacht. Für ein Viermeterauto rollt der neue Corsa geradezu souverän ab, und die elektrische Servolenkung wirkt so präzise, wie man das von den Besten der Klasse kennt.

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Zum flotten, agilen Eindruck tragen auch die Motoren bei - fünf Benziner, zwei Diesel. Besonders stolz ist man auf den neuen 1,0- Liter-3-Zylinder mit 90 und 115 (Turbo-)PS. Die sind für die Zielgruppe, die eindeutig feminin ist und in Österreich auf die Einstiegsschwachmatiker luchst, beinahe schon zu viel des Guten. Sollte man, Pardon: frau sich aber trotzdem gut überlegen, denn bei 4,3 (90 PS) respektive 4,9 l / 100 km (115 PS) Normverbrauch bekommt man einen richtig flotten, leisen, vibrationsarmen (gegenläufige Ausgleichswelle!), zeitgemäßen, lebensfrohen Antrieb.

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Erstaunlich ist dann noch, was im Corsa alles an bisher eher in höheren Fahrzeugklassen zu findenden Assistenzsystemen erhältlich ist. Berganfahrassistent, Parkassistent, Totwinkelwarner, Verkehrsschild-, Fernlicht-, Spurhalteassistent, Abstandsanzeige, Frontkollisionswarner.

Im Bild: 1982 startete der erste Corsa, das Bild zeigt alle Generationen.

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Beim Trendthema Konnektivität, Vernetzung, setzt Opel auf IntelliLink, das mit angedockten Smartphones arbeitet (kompatibel für Android und Apple), wobei die Navi in den 7-Zoll-Touchscreen eingespielt wird. Mag ja sein, die Jugend fährt total darauf ab, aber für unseren Geschmack werkt das System oft schrecklich langsam. So hätte Karl der Große, dessen Opel 2015 mit einem Kleinstwagen (Karl) gedenkt, mit seinen Franken nie jene Furt gefunden, die Mainhattan einst ihren Namen gab. Frankfurt, over und aus. (Andreas Stockinger, DER STANDARD, 24.10.2014)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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