An eine Renaissance der Fernbusse in wohlhabenden Ländern hat wohl niemand mehr geglaubt. Doch vor zehn Jahren reanimierten die sogenannten Chinatown-Busse zuerst einmal den totgeglaubten Markt in den USA: Familienbetriebe von New Yorkern mit chinesischen Wurzeln boten mit ihren Bussen Städteverbindungen zu Schleuderpreisen an.

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Greyhound: Die "Mutter aller Fernbusse" feiert heuer ihren 100. Geburtstag.

Für die Fahrt von Manhattan nach Washington verlangten sie nur rund ein Zehntel des Preises eines Zugtickets von Amtrak. Das rief neue und größere Billiganbieter auf den Plan, die neben Greyhound Lines, dem amerikanischen Platzhirsch unter den Fernbussen, bestehen konnten. Doch auch die lange Zeit defizitäre "Mutter aller Fernbusse" konnte von dieser Entwicklung profitieren - 2013 fuhr Greyhound 100 Millionen Euro Gewinn vor Steuern ein.

Liberalisierung brachte Boom

Im selben Jahr schwappte der neue Boom der Busse auf Zentraleuropa über. Während der Fernbus in Skandinavien, in weiten Teilen Südeuropas oder in der Türkei schon immer zum Alltag des Reisens gehörte, nahm er in Deutschland lange Zeit eine Sonderstellung ein: Die Deutsche Bahn hielt bis 2013 das Monopol auf Fernbusse. Unmittelbar nach der Liberalisierung schossen neue Anbieter wie Schwammerln aus Boden, die ersten haben sich schon wieder von der Bühne des Fernbusmarkts verabschiedet. Die aktuellen Zahlen des deutschen Statistischen Bundesamtes sprechen dennoch Bände: Auf reinen Inlandsverbindungen hat sich die Zahl der Passagiere in nur einem Jahr auf 6,7 Millionen mehr als verdreifacht. Und in Österreich?

Ausgewählte Fernbusstrecken in Europa. Bei Umsteigeverbindungen sind kumulierte Fahrzeiten und Preise angegeben. Diese gelten immer ab Wien und beziehen sich auf eine Richtung. Zum Vergrößern klicken.
Illustration: Michaela Köck

Der heimische Fernbusmarkt ist nach wie vor auf wenige Anbieter konzentriert, profitiert aber von der Öffnung beim Nachbarn: Das deutsche Busunternehmen "Mein Fernbus" bietet nun ebenfalls Verbindungen ab Wien an, mit "Flix Bus" startet hierzulande eine neue Nummer drei. Sie hat die Nummer eins - Blaguss/Eurolines - als Partner.

1,6 Millionen Menschen jährlich

Vom Wiener Busbahnhof in Erdberg treten 1,6 Millionen Menschen jährlich eine Fahrt mit Linienbussen an, das entspricht in etwa dem Passagieraufkommen des Salzburger Flughafens. Ziele im Norden und im Westen Europas sind über die Zwischenstopps München oder Berlin von Wien aus mittlerweile deutlich einfacher zu erreichen. (Sascha Aumüller, Recherche: Britta Breuers, Rondo, DER STANDARD, 24.10.2014)