Die "Nannycan" erzieht ihren Besitzer zum richtigen Umgang mit Zimmerpflanzen.

Labers Lab

Mit dem "3-Doodler" können dreidimensionale Objekte "gezeichnet" werden. Das können Spielereien wie bunte Klaviertasten und Brillen sein, ...

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... aber auch Bauteile für einen Roboter.

Foto: Labers Lab

Der kann dann zum Beispiel so aussehen.

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Textil lässt sich ebenfalls mit Elektronik verbinden: ein Kleid mit Leuchtdioden.

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Wien - Je ein Sensor in jeder Topfpflanze und einer in einer Gießkanne: Die "Nannycan" soll ihren Besitzer dazu erziehen, seine Pflanzen nicht vertrocknen oder ertrinken zu lassen. Das macht sie, indem sie nur verrät, dass ein Gewächs Wasser braucht, nicht aber, welches. Versucht der Besitzer den falschen Topf zu gießen, legt sich eine Klappe in der Kanne um und verhindert das Austreten von Wasser.

Diese Idee wurde in den Köpfen von fünf Jungunternehmern geboren. Das von Manuel Laber gegründete Start-up Laber's Lab beschäftigt sich seit 2012 mit der Frage, wie man Menschen die Scheu vor Technik nehmen kann. Die "Nannycan" zum Selbermachen ist nur ein Beispiel. Das Produkt kann nicht fix und fertig erworben werden, sondern die Herstellung wird angeleitet. Als "verlängerter Arm des Maker Movement", also der Selbermacher- und Crowdfunding-Bewegung, will das Unternehmen zeigen, dass nicht alles, was mit Technik zu tun hat, kompliziert ist.

Selbermachen und Reparieren statt Kaufen

"Für viele klingt Gehirnwellensteuerung nach einer Utopie. Dabei sind das Do-it-yourself-Projekte, die ohne viel Aufwand umzusetzen sind", sagt Raphael Paier, der bei Laber's Lab für das Marketing zuständig ist. Die erzieherische Gießkanne soll diesen Grundgedanken veranschaulichen: Laber's Lab vermittelt die nötige Kompetenz, um etwas selber zu machen, das man braucht, aber nirgendwo kaufen kann.

Wenn die "Nannycan" ihren Zweck erfüllt hat und man weiß, wie viel Wasser eine Pflanze braucht, kann sie weitergegeben werden – etwa an Freunde, die ebenfalls Erziehung in Sachen Pflanzenpflege brauchen. Dahinter steckt ein weiterer Grundgedanke der Unternehmer: Nachhaltigkeit. Die Gießkanne ist ein Beispiel für Technik, die sich selbst obsolet macht. "Es fällt uns leicht zu kaufen, aber wir scheitern am Selbermachen", meint Paier. Laber's Lab wolle deshalb auch zeigen, wie man den Mixer selbst reparieren kann, anstatt ihn wegzuschmeißen.

Entdecker, Erforscher, Erfinder

Alltagstaugliche Erfindungen vermischen sich bei den angebotenen Workshops und Bootcamps mit bionischen und elektronischen Spielereien: eine Fernbedienung aus Filz oder ein Kleid, das bei Körperbewegungen unterschiedlich schnell blinkt, sind zwei Beispiele.

Ihre Kunden teilen die Unternehmer in Entdecker, Erforscher und Erfinder und bieten für alle drei Zielgruppen Dienstleistungen an. Beim wöchentlichen "Maker Meetup" können sich Entdecker, die zwar Interesse, aber noch keine konkrete Vorstellung haben, mit Erfindern austauschen, die bereits Erfahrung in der Umsetzung von Ideen haben.

Erfinder wiederum haben ein Projekt angedacht und oft sogar das technische Know-how, brauchen aber Unterstützung beim Projektmanagement. Erforscher sind diejenigen, die ihre Möglichkeiten ausloten oder etwas ausprobieren wollen, das spannend klingt – sie können sich in einem Workshop austoben.

"Ah, das kann ich nicht"

Die Kunden seien bisher überwiegend Männer, die aus unterschiedlichsten Lebenslagen auf Laber's Lab stoßen, sagt Paier. Unter ihnen zum Beispiel ein Pensionist, der sein Haus automatisieren wollte, ein Innovationsmanager, der Projektbegleitung benötigte, und ein Philharmoniker, der seine Flöte selbst bauen wollte. Mit dem Vorsatz, den Menschen die Scheu vor Technik zu nehmen, will Laber's Lab die Zielgruppe aber ausweiten.

Eine Kooperation mit den Wiener Volkshochschulen sowie Kurse, die gemeinsam mit der Initiative Digitalista (zur Förderung von Frauen in der Digitalbranche) durchgeführt werden sollen, sind in Planung, Repair-Cafés angedacht. "Wir wollen zeigen, dass Alter, Geschlecht und Hintergrundwissen unbedeutend sind", sagt Paier. Oft bekämen sie zu hören "Ah, das kann ich nicht", und gerade Erwachsene trauten sich nicht, etwas auszuprobieren, weil sie daran scheitern könnten – dabei sei das der beste Lernprozess.

Gemeinsamkeiten von Basteln und Erfinden

Neben diesen Dienstleistungen soll das Angebot um einen Onlineshop erweitert werden, wo Bauteile und Lernsets erstanden werden können – zum Beispiel zum Selbermachen eines pneumatischen Muskels. Es mangle bisher nicht an Ideen, sagt Paier, sondern am Zugang zu Menschen, die nicht sowieso schon technisch interessiert sind.

Bewusst haben die Unternehmer deshalb entschieden, ihren interaktiven Stand von 23. bis 26. Oktober nicht bei der Modellbau-, sondern bei der Ideenwelt-Messe in Wien aufzubauen. Dort wollen sie "inmitten von Perlenketten-Bastlern" technische Grundlagen vermitteln und die Gemeinsamkeiten von Basteln und Erfinden herausstreichen. Wer möchte, kann vor Ort das 3-D-Zeichnen mit einem "3-Doodler" sowie andere "digitale Fertigkeiten" ausprobieren. (Christa Minkin, derStandard.at, 24.10.2014)