Jerusalem - Bei einem Anschlag in Jerusalem hat ein junger Palästinenser am Mittwochabend ein Baby getötet und sechs Menschen verletzt. Nach Angaben der Behörden raste der 21-Jährige mit einem Auto in eine Passantengruppe und versuchte anschließend, zu Fuß zu fliehen. Dabei wurde er von der Polizei angeschossen, er erlag später seinen Verletzungen.

"Hit and run"-Attacke

Israels Polizei stufte den Angriff als Terrorakt ein. Sie sprach von einer "Hit and run"-Attacke, etwa "zuschlagen und fliehen". Einen ähnlichen Angriff hatte es Anfang August in Jerusalem gegeben, als ein junger Palästinenser mit einem Bagger einen Menschen überfuhr und einen Bus rammte, wobei fünf Menschen verletzt wurden. Auch er wurde von der Polizei erschossen.

Der Vorfall vom Mittwochabend ereignete sich in der Nähe einer Straßenbahnhaltestelle im Norden der Stadt. Die Straße trennt den israelischen Westteil Jerusalems vom annektierten Osten und gehört zu den wichtigsten Verkehrsadern. Im Internet veröffentlichte Videoaufnahmen zeigten, wie ein graues Fahrzeug mit Wucht die Passantengruppe überrollt.

Drei Monate altes Mädchen gestorben

Das dabei verletzte drei Monate alte Mädchen starb im Krankenhaus und wurde noch am Abend in Jerusalem beigesetzt, gaben die Behörden bekannt. Der Angreifer wurde bei der Flucht angeschossen, nach Angaben des behandelnden Krankenhauses starb er am frühen Donnerstagmorgen an seinen Verletzungen.

Nach Angaben seiner Familie war der Mann erst kürzlich aus dem Gefängnis freigekommen, wo er eine 18-monatige Haftstrafe absaß. Demnach ist er ein Neffe von Muhi al Din Sharif, einem Bombenbauer der radikalismalimischen Hamas, der 1998 in Ramallah im Westjordanland getötet wurde. Auf der dem Angreifer zugeschriebenen Facebook-Seite waren Bilder aus seinem Viertel Silwan in Ostjerusalem zu sehen, wo Plakate seine Freilassung aus der Haft würdigen. In Silwan selbst war die Lage am Abend angespannt.

USA rufen zur Ruhe auf

Die USA verurteilten den "Terroranschlag". Außenamtssprecherin Jen Psaki kondolierte der Familie des getöteten Mädchens, bei der es sich um eine US-Bürgerin gehandelt haben soll. "Wir rufen alle Seiten zur Ruhe auf", erklärte sie.

Verteidigungsminister gibt Autonomiebehörde Schuld

Der israelische Verteidigungsminister Moshe Yaalon gab der Palästinensischen Autonomiebehörde eine Mitschuld an dem Anschlag in Jerusalem. Der Angriff sei das Resultat der Erziehung der Autonomiebehörde, die der jungen Generation beibringe, "Juden zu hassen und sie von ihrem Heimatland zu vertreiben", schrieb Yaalon am Donnerstag auf Twitter. "In der Palästinensischen Autonomiebehörde gibt es weder eine Kultur des Friedens, noch hat es sie jemals gegeben, sondern eine Kultur der Aufstachelung und des Jihad gegen die Juden", schrieb Yaalon. (APA/AFP, 23.10.2014)