Die Grünen wagten einen guten und längst fälligen Vorstoß: Wer 90 Tage arbeitslos ist, soll Anspruch auf fünf "verpflichtungsfreie" Tage - man könnte auch "Urlaub" dazu sagen - haben. Verpflichtungsfreie Tage für Arbeitslose, das würde zum Beispiel bedeuten, für diese Zeit von AMS-Kursen oder AMS-Terminen freigestellt zu sein. Außerdem dürfte man bei Bezug des Arbeitslosengeldes in dieser Zeit ins Ausland fahren. Wer derzeit Unterstützung bezieht, muss im Inland bleiben und dem Arbeitsmarkt stets zur Verfügung stehen.

Die ÖVP reagierte auf den Vorschlag mit Tönen, die sonst vorzugsweise aus der blauen Ecke zu vernehmen sind. "Ziel jedes Empfängers von Arbeitslosengeld muss es sein, so schnell wie möglich wieder Arbeit zu finden und nicht den nächsten Urlaub zu planen", sagte ÖVP-Generalsekretär Gernot Blümel. Den Grünen warf er vor, neue Anreize für die Arbeitslosigkeit schaffen zu wollen.

Es offenbart sich ein unrealistisches Bild, das die ÖVP von Arbeitslosen zu haben scheint: Tachinierer, die auch noch Spaß daran haben. In Wahrheit wünscht sich die Mehrheit der Arbeitslosen nichts sehnlicher, als wieder einen Job zu finden, mit dem sie für sich und ihre Familie den Lebensunterhalt bestreiten können. Der Strandurlaub ist für Arbeitslose in der Regel ohnehin nicht leistbar.

Die ÖVP übersieht, dass auch ihr Zielpublikum - die "Leistungsträger" - für längere Zeit arbeitslos werden kann. (Katrin Burgstaller, DER STANDARD, 23.10.2014)