Also gut, versuchen wir den Ereignissen eine "Struktur" zu geben (dieser Begriff, im steuerberatungsmäßigen Sinne verstanden, ist sehr wichtig). Karl-Heinz Grasser hat dafür, dass er einer Meinl-Geldanlage-"Struktur" (an der die Anleger viel Kohle verloren haben) den Kundenkeiler gemacht hat ("Ich habe mein Netzwerk zur Verfügung gestellt"), ein paar Millionen bezogen.

Diese Kohle sollte diskret geparkt werden, weshalb Grassers Steuerberater Peter Haunold eine "Struktur" entwarf, die in Liechtenstein zu Hause ist. In Anspielung an Grassers glorreiche Zeit als Finanzminister, wo dieser im Parlament sagte "Ein guter Tag beginnt mit einem sanierten Budget", scherzte Haunold zu Grasser: "Ein guter Tag beginnt mit einer steuerlich anerkannten Stiftung."

Ab hier gehen die Darstellungen auseinander. Der Ex-Finanzminister will die Struktur nicht verstanden haben und klagt jetzt den Steuerberater, weil die Finanz so humorlos war, die Struktur nicht anzuerkennen. Der Steuerberater sagt, kein Wunder, denn Grasser habe eigenmächtig Änderungen durchgeführt. Grasser möchte jetzt den Prozess abbrechen, weil er ihn 75.000 Euro pro Tag kostet.

Irgendwie verständlich, denn als Beruf könnte Grasser jetzt eher "Unschuldsvermuteter" angeben als sonst was. Er gibt aber vor Gericht "Unternehmer" an. Ob er sich die Steuererklärung jetzt selbst macht, ist nicht bekannt. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 23.10.2014)