Bei Googles neuem Investment-Projekt ist einige Vorstellungskraft gefragt.

Foto: Magic Leap

Es ist eine der größten und gleichzeitig mysteriösesten Finanzspritzen für ein IT-Start-up bisher. Eine Investoren-Gruppe rund um Google steckt 542 Millionen US-Dollar in das Unternehmen Magic Leap. Praktisch über Nacht ist die vier Jahre alte Firma aus Florida damit knapp zwei Milliarden Dollar wert, berichtet das Wall Street Journal. Nur welche Technologie Magic Leap genau in Händen hält, die eine derartige Summe wert sein könnte, ist für die Öffentlichkeit noch ein Geheimnis. Bislang gibt es nur Ankündigungen und bizarre Event-Auftritte.

Datenbrille

Magic Leap arbeitet an einer Art Datenbrille, die Augmented-Reality-Funktionen bieten soll. Und dennoch soll sich die Technologie deutlich von der Konkurrenz unterscheiden. Die Brille soll die Bilder direkt auf das Auge projizieren. Dem Nutzer sollen virtuelle 3D-Objekte so angezeigt werden, als seien sie Teil der realen Umgebung. Gründer Rony Abovitz nennt es eine "cinematische Realität". Im Gegensatz zu Brillen mit stereoskopischen Displays soll Magic Leap beim Träger keine Übelkeit oder Schwindelgefühle erzeugen.

In einem Demovideo zeigt Magic Leap, wie ein kleiner virtueller Elefant aus den Händen eines Kindes in die Höhe fliegt. Im Rahmen eines TedX Talks trat Abovitz bereits 2012 mit seiner Firma zum Thema "Creativity Matters" in Erscheinung. Die schräge Vorstellung dürfte jedoch mehr Fragen zu Magic Leap aufwerfen, als Antworten bringen.

TEDx Talks

Ob es in Zukunft eine Zusammenarbeit von Google und Magic Leap für Google Glass geben soll, ist nicht bekannt. Abovitz sieht Magic Leap als neues Interface, das PC-Monitore und Smartphone-Displays ablösen soll. Aber auch im Kino, beim Arzt oder als Kommunikationstool kann sich der US-Amerikaner seine Technologie vorstellen.

Namhafte Geldgeber

So vage die Ankündigungen klingen, IT- und Unterhaltungsbranche zeigen reges Interesse an Magic Leap. Neben Google haben sich weitere namhafte Geldgeber gefunden. Unter anderem Chip-Hersteller Qualcomm, die Filmfinanzierungs-Firma Legendary Entertainment, die Venture-Capital-Firma Kleiner Perkins, Vulcan Inc des früheren Microsoft-Vorstands Paul Allen und Andreessen Horowitz.

Google im Aufsichtsrat

Im Aufsichtsrat sitzt unter anderem Richard Taylor, Mitgründer der Spezialeffekt-Firma Weta Workshop ("Lord of the Rings"). Auch die Google-Manager Sundar Pichai und Don Harrison ziehen nun in den Aufsichtsrat ein. In einer Stellungnahme sagte Android-Chef Pichai, dass man gespannt sei wie Magic Leap "die Zukunft des visuellen Computings" formen werde.

Auch Thomas Tull von Legendary Pictures zeigt sich von Magic Leap begeistert. "Du bist in einem Raum, und es fliegt ein Drache herum, dir bleibt die Spucke weg, und du kannst nicht aufhören zu lächeln." Mit dem frischen Kapital will Magic Leap nun den Marktstart seiner Datenbrille vorbereiten. (red, derStandard.at, 22.10.2014)