An der Stelle der früheren Struberkaserne haben mehrere Wohnbauträger eine Anlage mit 358 Wohnungen und 50.000 Quadratmeter Nutzfläche errichtet. Grün ist hier mehr als nur Fassadenfarbe.

Foto: Arch. Reich / Salzburg Wohnbau

Salzburg - Auf den ersten Blick wirkt das Ganze wie ein räumlich gewordener Barcode, der an der Supermarktkasse beim Scannen durch ein Farbbad gezogen wurde. Gleich einem bunten Vorhang zieht sich die grün-gelbe Schicht aus vertikalen Aluminiumlatten um die freistehenden Wohnhäuser und markiert den Anfang und das Ende der Wohnhausanlage Freiraum Maxglan. Das Projekt basiert auf einem Masterplan des Aachener Büros Kada Wittfeld Architektur (KWA) und ist ein Gemeinschaftsprojekt mehrerer österreichischer Wohnbauträger, darunter auch die Salzburg Wohnbau GmbH.

Öffentliche und halböffentliche Freiräume

"Früher stand an dieser Stelle die Struberkaserne", erklärt Christian Struber, Geschäftsführer der Salzburg Wohnbau, im STANDARD-Gespräch. "Heute ist das neue Stadtquartier für mich ein essenzieller Beitrag, wenn es um die Frage geht, wie wir in Zukunft wohnen wollen." Im Gegensatz zu einigen anderen Stadterweiterungsgebieten in Salzburg nämlich, so Struber, sei es bei diesem Projekt gelungen, die Struktur der Stadt zu respektieren und dennoch eine moderne, zeitgenössische Wohnhausanlage mit 50.000 Quadratmeter Nutzfläche und 358 Wohnungen zu errichten.

"Zukunftsfähig", um mit den Worten des Bauträgerchefs zu sprechen, ist im neuen Freiraum Maxglan vor allem die Überlagerung von öffentlichen, also der Stadt zugeordneten, und halböffentlichen, also der Wohnhausanlage zugeordneten, Freiräumen. Gelöst wurde das Problem in Form von fünf "Eisschollen", die 1,50 Meter über der öffentlichen Parkanlage zu schweben scheinen und auf diese Weise eine subtile, aber spürbare Trennung zwischen Urbanität und Privatheit schaffen.

Stiegen, Rampen und Sitztribünen

"Ein wichtiger Faktor dieses Projekts war, dass mitten durch das Grundstück eine übergeordnete Grünachse der Stadt Salzburg verläuft", erklärt Roswitha von der Kooi, Projektleiterin bei KWA. "Die Gliederung in Form von topografisch ausgebildeten Schollen bietet die Möglichkeit, die privaten, halbprivaten und öffentlichen Freiräume voneinander zu trennen und so auch etwas intimere Bereiche zu kreieren."

Über Stiegen, Rampen und diverse Sitztribünen gelangt man zu den Gärten, Spielplätzen und Mietergärten im Halbstock. Fußgänger und Radfahrer auf dem Weg von A nach B bleiben außen vor. Eine Vermischung mit den Kleinkindern, die gerade in der Sandkiste spielen, findet nicht statt. Es ist wie ein öffentliches Wohnzimmer, das man sich mit den Nachbarn teilt.

Screens aus Aluminium

Der Doppelnutzen an der überhöhten Sache: Unter den Schollen befinden sich Tiefgaragen, die unterirdisch miteinander verbunden sind. Durch die exponierte Lage können die Garagen natürlich belichtet und belüftet werden. Durch den Verzicht auf eine mechanische Belüftung der Tiefgarage konnte viel Geld eingespart werden - das nun frei wurde, um der Wohnhausanlage mithilfe eines vorgelagerten Screens aus bunt lackierten Aluminiumprofilen ein unverwechselbares Gesicht zu verpassen.

"Das Projekt ist für die Salzburger Stadtplanung extrem wichtig, weil dadurch im städtebaulichen Kontext viel Grün erhalten werden konnte", sagt Christian Struber (die Namensgleichheit mit dem Bauträgerchef ist Zufall), Projektleiter bei Schwarzenbacher Struber Architekten, die einen Teilbereich der Wohnhausanlage (Bauteil B und C) geplant haben. "Und weil die Freiräume zwischen den Häusern so intim und geschützt sind, kann man das Kind alleine in den Kindergarten schicken, der sich gleich vis-à-vis befindet."

Fotovoltaik auf dem Dach

Die Wohnanlage ist mit einer kontrollierten Wohnraumbelüftung und einer Fotovoltaikanlage auf dem Dach ausgestattet. Zusammen mit der kompakten Bauweise sorgt das für einen Heizwärmebedarf von 18 kWh/m2a. Die Wohnungsmiete liegt bei durchschnittlich 8,50 Euro brutto pro Quadratmeter. Im Juli wurden die letzten Wohnungen übergeben.

"Salzburg ist keine Stadt der Hochhäuser und hypermodernen Architektur", sagt Christian Struber von Salzburg Wohnbau. "Das Bürgertum ist es gewohnt, dass man eher in verträglichen Dosen arbeitet. Doch in kleinen Dosen kann man innovativ und zukunftsfähig sein." (Wojciech Czaja, DER STANDARD, 22.10.2014)