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Die "HMS Visby", eine Korvette der schwedischen Marine, sucht seit Freitag die Gewässer in der Bucht von Mysingen vor Stockholm ab. Fündig wurde sie bisher nicht.

Foto: EPA / Fredrik Sandberg

Der Oberbefehlshaber der schwedischen Streitkräfte, Sverker Göransson, vergaß für einen Moment die geschliffene Wortwahl. "Es ist schon verdammt ernst", fluchte er, "dass sich da momentan irgendwas oder irgendjemand auf schwedischem Gebiet befindet."

Der Militärchef hatte soeben den Verteidigungsausschuss des Parlaments über den geheimdienstlichen Militäreinsatz in den Stockholmer Schären informiert, der seit Freitag das Land in Atem hält. An die Öffentlichkeit drang nicht viel; Göransson erklärte lediglich, dass mit größter Wahrscheinlichkeit ausländische Aktivitäten in schwedischen Gewässern stattgefunden hätten.

Ausnahmezustand

Seit Freitag ist Schweden in einer Art Ausnahmezustand. Der Grund sind Fotos von einem mysteriösen Unterwasserobjekt. Auf unscharfen Bildern, die ein Privatmann machte und die das Militär veröffentlichte, ist ein unbekanntes Fahrzeug im Jungfrufjärden vor Stockholm zu sehen. Mehr als 200 Militärs durchkämmen zu Wasser und zu Land die inselreiche Küstenlandschaft; Korvetten, Amphibienfahrzeuge und Helikopter sind im Einsatz; die Medien berichten live; die Gerüchteküche läuft auf Hochtouren.

Viele Experten halten es für ausgemacht, dass ein russisches U-Boot in die Gewässer vor Stockholm eingedrungen ist. Ob es sich dabei um eine bewusste Provokation Wladimir Putins handelt, ob das Gefährt technische Probleme bekam oder ob eine geheime Aktion aufflog, wird heftig diskutiert.

Keiner zeigt auf Moskau

Offiziell hütet man sich, mit dem Finger auf Moskau zu zeigen. Premier Stefan Löfven betonte, dass keine U-Boot-Jagd, sondern eine allgemeine geheimdienstliche Operation stattfinde.

Russische U-Boote rufen nämlich in Schweden unangenehme Erinnerungen wach. Während des Kalten Krieges sorgten diverse Geheimdienstaktivitäten Moskaus immer wieder für Unruhe. So auch der Fall von U-Boot 137, das 1981 in Karlskrona strandete und mithilfe der Schweden wieder flottgemacht werden musste.

Beweislage nicht klar

Doch jetzt ist die Beweislage nicht klar. "Natürlich wollen viele jetzt einen konkreten Beleg, das aber ist schwer", betont Göransson. Die Suche geht weiter, auch wenn man nicht so genau weiß, was man eigentlich sucht. Bei einem verdächtigen Objekt konnte man allerdings schon Entwarnung geben: Frenetisch fahndeten Militärischer Geheimdienst und Sicherheitspolizei in diesen Tagen nach einem schwarzgekleideten Mann, der in der Nähe eines Sperrgebietes durchs Wasser watete. Jetzt meldete sich ein amüsierter Pensionist aus Stockholm, der sich auf den "Fahndungsbildern" erkannt hatte. "Das war ich", erklärte er der Boulevardzeitung Expressen, "ich wollte nur ein wenig Forellen angeln." (Karin Häggmark aus Stockholm, DER STANDARD, 22.10.2014)