Mit inszenierten Nacktbildern weist Knebl auf Transphobie hin.

Foto: Georg Petermichl

Wien - Weil die Trainingspuppen von Neugeborenen ihm nicht real genug waren, wurde Kinderarzt Jens Schwindt von der Med-Uni Wien zum Unternehmer. "Ich versorge täglich mit meinem Team kritische Geburten und Frühgeborene, jeder Handgriff muss da sitzen", sagt Schwindt. Mediziner würden sich in "höchst kritischen" Situationen befinden, die schnellstmöglich abgewickelt werden müssen. Schwindts Unternehmen Sim Charakters bietet daher Trainings an realeren Puppen an.

Ein Beispiel für gelungenen Wissenstransfer. Um Wissenschaft und Wirtschaft aber noch besser als bisher zu vernetzen, startete das Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium ein neues Programm: "Wissenstransferzentren und IPR-Verwertung". Dabei wurden ein thematisches (Life Sciences in Wien) und drei regionale Wissenstransferzentren gegründet: Im Osten schlossen sich die Wiener Unis mit den niederösterreichischen zusammen, im Süden steirische und Kärntner Universitäten und im Westen jene von Oberösterreich, Tirol und Salzburg. Dafür gibt es 20 Millionen Euro Budget.

Vergangene Woche wurden bei einem Science Slam Projekte der Zentren vorgestellt. Schwindt präsentierte seine Ideen für das Wissenstransferzentrum Ost: Er ging zu einem Maskenbildner und ließ sich größenmäßig passendere und echter wirkende Frühgeborenen-Puppen nachbilden. Daraus entstand der erste Prototyp. Schließlich brauchte er noch einen Techniker. "Als Arzt wusste ich nicht, dass wir in der Klinik ein eigenes technisches Zentrum haben", sagte Schwindt. Der Kontakt mit den "Genies, die an der Uni immer im Keller sitzen" war für ihn entscheidend. Gemeinsam mit Technikern und der Wirtschaftsuniversität Wien wurden Businesspläne erstellt und das Unternehmen gegründet.

Wie wichtig solche Netzwerke sind, betonte in der Diskussionsrunde zum Thema auch Heinz Engl, Rektor der Uni Wien. Für die Unis würden aus Kooperationen mit Betrieben wichtige Kontakte geknüpft: "Nur kompetitive internationale Grundlagenforschung kann zu neuen Ansätzen und einem erfolgreichen Transfer führen, der für die Wirtschaft interessant ist."

Strukturierter kooperieren

Neben Universitäten und Betrieben seien aber auch Studenten Gewinner solcher Kooperationen. "Wir zeigen schon in den Masterprogrammen den Zusammenhang zwischen neuen Erfindungen, Innovation und Umsetzung auf", sagte der Rektor der TU Graz, Harald Kainz. Kooperationen sollten allerdings strukturierter als bisher umgesetzt werden: "Für die Wirtschaft ist eine rasche und gezielte Umsetzung von Entwicklungen wichtig", sagte Kainz dazu.

Ein Fokus der Wissenszentren soll auf den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften sowie der Kunst liegen. Als "Best-Practice-Beispiel" stellte Jakob Lena Knebl das Projekt "Orientierungen, Identitäten und Kunst" vor: Arbeitsmaterial mit Postern, Texten und Fragestellungen für den Kunstunterricht.

Das Projekt entstand aus dem von Knebl 2012/2013 gestalteten Mahnmal für die trans- und homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus mit dem Titel Schwule Sau. Dieser sei als Anlehnung an ein unter Jugendlichen vielgebrauchtes Schimpfwort zu verstehen und soll aufzeigen, dass Homo- und Transphobie immer noch existieren.

"Ich wollte nicht nur auf Ereignisse aus der Vergangenheit hinweisen, sondern auch einen aktuellen Bezug schaffen", erzählte Knebl. Mit dem Projekt sollen Inhalte aus den Kulturwissenschaften in eine "allgemein verständliche Sprache" gesetzt werden.

Dass in der österreichischen Kultur in vielen Bereichen "Schrebergärten" aufgebaut würden, kritisierte Edeltraud Stiftinger, Geschäftsführerin der Förderagentur Austria Wirtschaftsservice (AWS). Dies sei auch im Wissenstransfer passiert: "Es ist Zeit, Wissen wieder sichtbar zu machen. Damit wir wissen, was wir alles wissen." (Oona Kroisleitner, DER STANDARD, 22.10.2014)