Der Animationsfilm "Reinventing the Dodo" spekuliert, wie das Leben einer wieder zum Leben erweckten Spezies aussehen würde.

Illu.: Steven van Eekelen

Wien -Auf der ganzen Welt wollen Genforscher ausgestorbene Tierarten vom Mammut bis zum Beutelwolf wieder zum Leben erwecken. Wie wäre es etwa, wenn der Dodo - der Laufvogel starb im 17. Jahrhundert auf Mauritius aus - wiederauferstehen würde? Die neue alte Spezies könnte zum begehrten Tier in Zoos werden oder zum massenhaft replizierten Gartenaccessoire für Reiche. Ohne Artgenossen, von denen er lernen kann, würde der Dodo vielleicht nicht selbstständig überlebensfähig sein. Wohin dann mit den dummen Tieren? Fragen, über die sich der niederländische Filmemacher Steven van Eekelen in seinem Animationsfilm Reinventing the Dodo Gedanken macht.

Der Film ist einer von vielen, der in den kommenden Tagen im Rahmen des "Bio-Fiction Science Art Film Festivals" im Wiener Naturhistorischen Museum (NHM) gezeigt wird. In Dokus und fiktionalen Streifen, in Kunstinstallationen und Fachvorträgen sollen dabei Möglichkeiten und Grenzen der sogenannten synthetischen Biologie ausgelotet werden.

Leben nach einem Baukastenprinzip

Wenn man irgendwann biologische Systeme wie heute Maschinen konstruieren und das Genom wie Computersoftware programmieren kann, wie es die synthetische Biologie verspricht, welche Konsequenzen hat das für die Menschen? Welche Moleküle, Zellen und Organismen mit neuen Eigenschaften darf man erschaffen, welche nicht? Die Techniken entsprechen einem reduktionistischen Zugang zum Begriff des Lebens, sagt Festival-Organisator Markus Schmidt: Auf der einen Seite steht der Ingenieurszugang, der Leben nach einem Baukastenprinzip erschafft, auf der anderen Seite das Bewusstsein, das Leben mehr ist als die Summe seiner Teile.

"Unser Ziel ist nicht, Unterstützung oder Ablehnung für die neuen Möglichkeiten zu produzieren. Wir wollen die Stimmen, Ideen, Ansichten dazu möglichst umfassend darstellen", sagt Schmidt. Es solle nicht nur eine Elite bestimmen, in welchem Rahmen die Entwicklung vonstattengeht. "Wenn das Wissen um die Technologie nur einem sehr kleinen Personenkreis zugänglich ist, ist das ein großes Problem."

Den Konzernlabors, in denen die Eingriffe in die Biologie nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten erfolgen, steht eine umtriebige Biohacker-Community gegenüber, die sich im letzten Jahrzehnt formiert hat. Mit ihren improvisierten Methoden will sie die Technologie demokratisieren und den Open-Source-Gedanken forcieren. Auch im NHM wird es einen Biodesign-Workshop geben.

Wohin wird sich die Debatte also entwickeln? "In der Landwirtschaft stehen viele der Gentechnik sehr skeptisch gegenüber. Im medizinischen Bereich dagegen gibt es große Zustimmung", sagt Schmidt. "Bei der synthetischen Biologie kommen aber noch andere Forschungsfelder wie die Informationstechnologie dazu. Es ist noch nicht ganz klar, inwiefern die Debatte von der Gentechnik-Diskussion vordefiniert wird."

"Spider-Goat"

Künstler dagegen würden in den neuen technischen Möglichkeiten wie "kulturelle Psychotherapeuten Trends sehen, bevor sie in der Wissenschaft ankommen". Eines der künstlerischen Projekte, das im Rahmen des Festivals vorgestellt wird, ist eine Ausstellung des Centers for PostNatural History von Richard Pell. Er betreibt in Pittsburgh ein Museum, das Organismen zeigt, die durch den Menschen verändert wurden. Es gab beispielsweise Versuche, die Milch von Ziegen so zu verändern, dass daraus Spinnenseide hergestellt werden konnte. Der Schädel einer "Spider-Goat" ist in den nächsten Tagen im NHM zu sehen. (Alois Pumhösel, DER STANDARD, 22.10.2014)