Warschau/London - Dank einer revolutionären Zelltherapie kann ein ehemals gelähmter Mann wieder gehen: Bei der Behandlung in Polen wurden ihm mit Unterstützung britischer Forscher Nervenzellen, die eigentlich an der Geruchswahrnehmung beteiligt sind, ins verletzte Rückgrat eingesetzt, wie das Fachjournal "Cell Transplantation" am Dienstag berichtete.

Einer der beteiligten britischen Wissenschafter nannte den Erfolg "beeindruckender als einen Mond-Spaziergang". Der Patient war seit einer Messerattacke vor vier Jahren von der Brust abwärts vollständig gelähmt. Nun kann er sich mit einer Gehhilfe wieder selbstständig fortbewegen, die Beine langsam voreinander setzen. "Man fühlt sich, als würde das Leben noch mal von vorne beginnen", sagte Mann zur BBC.

jack sparrow

Hilfszellen der Riechnerven

Für die Therapie wurden spezielle Zellen des sogenannten Riechkolbens (Bulbus olfactorius) ins Gewebe oberhalb und unterhalb der Verletzung im Rückgrat verpflanzt: Olfactory ensheathing cells (OECs), die normalerweise an der Regeneration von Nervenfasern der Riechnerven beteiligt sind.

Dieser Regenerationsmechanismus scheint durch Verpflanzungen jedoch auch auf andere Nervenfasern übertragbar zu sein. "Wir haben ein Prinzip geschaffen, wonach Nervenzellen wieder wachsen und ihre Funktion wieder übernehmen können, wenn wir ihnen eine Brücke bauen", erklärte Geoff Raisman vom Londoner University College. "Das könnte der Durchbruch bei der Behandlung von - bisher unheilbaren - Rückenmarksverletzungen sein."

Die Forscher planen nun weitere klinische Versuche in Großbritannien und Polen. (APA/red, derStandard.at, 21.10.2014)