Der Steirer Karl Karner an der Schnittstelle seiner Arbeiten: Der Bildhauer ist der Performance nicht abgeneigt.

Foto: Lisabird

Wien - Wer sich heute den Ausstellungstitel Formatierung einer neuen Ära für die Präsentation seiner Arbeiten aussucht, hat einen Sinn fürs Makabre. Wie der österreichische Bildhauer Karl Karner. Seine so bezeichnete Soloschau ist derzeit in der Wiener Galerie Lisabird Contemporary zu sehen.

An dem 1973 im steirischen Feldbach geborenen Karl Karner, ist noch etwas außergewöhnlich: Zusammen mit der Choreografin Linda Samaraweerová zeigt er seit dem Jahr 2005 komplexe Performancearbeiten, die auch im Feld des zeitgenössischen Tanzes erfolgreich sind.

Zu sehen waren diese düster-ironischen Arbeiten bisher unter anderem beim Festival Impulstanz, im Tanzquartier Wien und im Wiener Brut Theater.

Als "choreografisch" gearbeitet beschreibt Karner auch seine aktuellen Skulpturen, die der "Formatierung" bei Lisabird Contemporary Form und Dynamik geben. Es sind überwiegend wild wuchernde Gebilde aus Bronze, die in den Raum übergreifen wie paranoide Fantasien.

Das Material vermittelt den Eindruck feiner, in ihrer Explosion erstarrter Lavagebilde, die dramatische Ein- und Durchblicke erlauben.

Aus der Nähe werden allerdings Formen sichtbar, die mit der Natur nichts mehr zu tun haben: Ketten aus Kugeln, Kerzenhüllen, Nägel und Stangen.

Die "neue Ära" wird mit feinem Witz als Dystopie "formatiert", und Karners zerrissene Gebilde erscheinen wie deren vorweggenommene Relikte. Sie können übrigens auch zum Klingen gebracht werden, wie bei der Eröffnungsperformance (mit Royl Culbertson) zu erfahren war.

Dafür mischten Karner/Samaraweerová Zitate aus ihrem Auftritt in "White For" (2013, Tanzquartier) mit neuen Szenen.

Da sitzt der Künstler etwa auf einem Bankerl, schaut durch eine Art Filmrolle und verzerrt sein Gesicht zu einer Entsetzensfratze. Sagt Samarawerová: "Aber ich will keinen Schritt wagen, der mich nicht zerreißt." (Helmut Ploebst, DER STANDARD, 21.10.2014)