Die 1907 in Schweden geborene Sängerin und Schauspielerin Zarah Leander zählte zu den höchstbezahlten weiblichen Filmstars während des Nationalsozialismus und wirkte in mehreren NS-Propagandafilmen mit. Und doch sollte sie sich selbst zeitlebens als "politische Idiotin" bezeichnen, die einfach Musik machen wollte. Der Autor Franzobel hat sich des Lebens der Filmdiva angenommen und im Auftrag des Vorarlberger Landestheaters "Ich Zarah oder das wilde Fleisch der letzten Diva" geschrieben, ein Schauspiel mit Musik.

Das Bühnenbild besteht aus einem Holzsteg, einer Wand und einer dahinterliegenden Treppe. Mit wenig Aufwand werden damit und durch gekonnt gesetztes Licht Raumsituationen geschaffen.

Die Figur des Lazarus (Benjamin Bieber) begleitet Leanders Leben, wird so etwas wie ihr "Gewissen" und bietet Einblicke in das Leben der widersprüchlichen Diva (Tamara Stern).

Das Stück ist keine Anklageschrift. Humorvolle Szenen und die Darbietungen ihrer bekanntesten Lieder lassen den Zuseher immer wieder die Dramatik vergessen, sind Spiegel für die Scheinwelt, in der sich die Künstlerin bewegte.

Dass die Aufführung dennoch in keine oberflächliche Revue verfällt, sondern den Wahnsinn und auch das Paradoxe des Regimes gekonnt vorführt, ist unter anderem den intelligent platzierten Gesangseinlagen und auch der schauspielerischen Leistung der Darstellerinnen und Darsteller (Herbert Schäfer, Grit Paulussen) zu verdanken, die sich mitunter in bis zu elf verschiedenen Rollen beweisen.

Eine in sich geschlossene Inszenierung, mit einer starken Schlussszene, in der Zarah Leander lieber den Tod erschießt, als sich noch zu Lebzeiten für etwas zu entschuldigen. (niwe, DER STANDARD, 21.10.2014)