Bild nicht mehr verfügbar.

Die Mehrheit der Österreicher ist mit ihrem Hausarzt zufrieden.

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Eine Umfrage im Auftrag der Wiener Ärztekammer hat erhoben, was sich die Österreicher vom Gesundheitssystem wünschen und von der Gesundheitsreform erwarten. Gäbe es mehr niedergelassene Ärzte mit Kassenverträgen, könnte nach Meinung der Befragten vor allem erreicht werden, dass der Arzt mehr Zeit für die Patienten aufwendet sowie eine bessere medizinische Versorgung insgesamt zustande kommt.

Ärztemangel bereits spürbar

Exakt drei Viertel der Befragten wünschen sich, dass es generell mehr Hausärzte geben soll, 15 Prozent fänden eine Reduktion positiv. Der Rest ist unentschlossen oder mit der derzeitigen Versorgung zufrieden. Fragt man nach ihrem näheren Umfeld, sind die Österreicher aber deutlich zufriedener: 42 Prozent der Befragten bezeichnen die Versorgung mit Hausärzten in ihrem Wohngebiet als "vollkommen ausreichend", weitere 38 Prozent als "eher ausreichend". 14 Prozent halten sie "eher nicht", fünf Prozent für "gar nicht" ausreichend.

"Hinter diesem Durchschnittswert verbergen sich teilweise gravierende Abweichungen", sagt Peter Ulram vom Markt- und Meinungsforschungsinstituts ecoquest, das die Befragung durchgeführt hat. Während im großstädtischen Bereich, speziell in Wien, nur 14 Prozent eine nicht ausreichende Versorgung feststellen, gilt dies für ein Viertel der Befragten, die in einem Ort mit weniger als 5.000 Einwohnern leben. Bundesländerspezifisch wird in überdurchschnittlichem Ausmaß auf eine unzureichende Versorgung in Kärnten, Niederösterreich (und ansatzweise Salzburg) verwiesen.

Der wichtigste Ansprechpartner, wenn man sich krank fühlt und medizinische Hilfe benötigt, ist für gewöhnlich der Hausarzt (78 Prozent). 11 Prozent verweisen auf Verwandte und Bekannte - aber immerhin ein Fünftel der Unter-30-Jährigen, sechs Prozent auf den Apotheker (überdurchschnittlich junge Männer). Eher selten nennt man Internet-Ratgeber (drei Prozent) und das Krankenhaus (zwei Prozent). Telefon-Hotlines werden von niemandem angeführt.

Patientenwunsch: Mehr Zeit für Gespräche

73 Prozent der Befragten würden ihren Hausarzt auf jeden Fall und 21 Prozent auch eher Freunden und Bekannten weiter empfehlen. Bei den Patientenwünschen führen "Mein Hausarzt sollte sich Zeit nehmen für das Gespräch" (82 Prozent "sehr wichtig", 16 Prozent "eher wichtig") und "Mein Hausarzt sollte mehr auf meine persönliche Situation eingehen und weniger auf Routineuntersuchungen setzen" (64 Prozent "sehr wichtig", 28 Prozent "eher wichtig") die Liste an.

So gut wie alle Befragten (99 Prozent) halten den Hausarzt für einen sehr wichtigen Bestandteil der österreichischen Gesundheitsversorgung. Die große Mehrheit ist auch der Ansicht, ihr Hausarzt könne sehr gut entscheiden, zu welchem Facharzt er sie überweisen solle. Allerdings stimmt auch ein Viertel der Befragten der Aussage "Hausärzte denken in erster Linie ans Geldverdienen und nicht so sehr an das Wohl ihrer Patienten" zu (fünf Prozent: "Trifft sehr zu", 19 Prozent: "Trifft eher zu").

"Best Point of Service"

Die befragten Österreicher sehen den niedergelassenen Bereich also in sehr vielen Bereichen als "Best Point of Service". "Nun geht es darum, durch entsprechende Reformen den niedergelassenen Bereich in die Lage zu versetzen, das auch wirklich sein zu können", sagt Johannes Steinhart, Vizepräsident der Ärztekammer Wien.

Diese Chance möchte die Ärztekammer gemeinsam mit der neuen Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser nützen, sagt Steinhart weiter. Die Ergebnisse der Umfrage seien für ihn "Bestätigung und Ermutigung" gleichermaßen, Schwachstellen im Gesundheitssystem auszumerzen und die Versorgung zu verbessern. (fbay, derStandard.at, 20.10.2014)