Vatikanstadt - Nach zwei Wochen mit intensiven und kontroversen Beratungen geht die Familiensynode im Vatikan zu Ende. In ihrer Abschlussbotschaft machen die Bischöfe deutlich: Die Kirche heißt jeden willkommen. Doch wirklich heikle Themen bleiben eher ausgespart.

Die Kirche soll niemanden ausschließen und für alle offen stehen. Auf diese Botschaft haben sich die Bischöfe auf der am Wochenende zu Ende gehenden Familiensynode geeinigt. Mit großer Mehrheit verabschiedeten die rund 200 Kirchenoberen am Samstag das Schriftstück, das an Gläubige in aller Welt gerichtet ist. Das Papier geht zwar auf die Herausforderungen und Krisen im Familienleben ein, thematisiert aber nicht explizit den Umgang der katholischen Kirche mit Homosexuellen. Diese Frage war ein Knackpunkt der Beratungen.

Am Nachmittag wollten die Bischöfe noch über das Abschlussdokument der Synode abstimmen, das dann Papst Franziskus übergeben werden sollte. Ob dieses direkt veröffentlicht wird, war zunächst unklar. Die Entscheidung darüber liegt beim Papst.

In der zuvor veröffentlichten Abschlussbotschaft an das Kirchenvolk wenden sich die Bischöfe an Familien rund um die Erde und betonen den offenen Charakter der Kirche: "Christus hat gewollt, dass seine Kirche ein Haus ist, das immer eine offene Tür hat, (...) ohne jemanden auszuschließen."

"Herausforderung der Treue in der ehelichen Liebe"

Im weiteren Verlauf des Textes gehen die "Synodenväter" - zumeist Vorsitzende der nationalen Bischofskonferenzen, Vertreter der Kurie und weitere Kirchenobere - konkret auf Probleme ein, die sich aus ehelichem Zusammenleben ergeben können. Etwa die "Herausforderung der Treue in der ehelichen Liebe" oder die "Verarmung von Beziehungen". Nicht selten komme es zu Ehekrisen, neuen Verbindungen und es entstünden komplexe familiäre Beziehungen, die mit Blick auf die christlichen Regeln problematisch seien.

Auch Krankheiten, wirtschaftliche Not sowie Krieg und Unterdrückung stellten viele Familien vor eine Zerreißprobe. Die "Synodenväter" riefen daher Regierungen und internationale Organisationen auf, die Rechte von Familien zu stärken.

Mit Spannung wurde erwartet, wie die Bischöfe in dem Abschlussdokument ihre teilweise kontroverse Debatte der vergangenen zwei Wochen zusammenfassen. Ein Streitpunkt war neben dem Umgang der katholischen Kirche mit Geschiedenen die Haltung zu Homosexuellen. Hierzu hatte ein am Montag veröffentlichter Zwischenbericht Aufsehen erregt. Beobachter sahen darin einen neuen Ton der Kirche. Gerade von konservativer Seite war umgehend Kritik laut geworden, das Papier gehe zu weit.

Keine definitiven Entscheidungen

Am Samstag zeichnete sich ab, dass einige Änderungen an dem Text vorgenommen wurden. Definitive Entscheidungen sind von dem zweiwöchigen Treffen aber nicht zu erwarten. Es soll vielmehr eine weitere Synode zum gleichen Thema im kommenden Jahr vorbereiten. In der Abschlussbotschaft rufen die Bischöfe die Gläubigen dazu auf, "mit uns der nächsten Synode entgegenzugehen".

Dass es keine definitiven Entscheidungen bei dieser Synode geben werde, sagte auch der melkitische Patriarch von Antiochien, Gregorius III. Laham, einer der Teilnehmer der Synode bei einem Pressegespräch in Wien. Es sei viel mehr darum gegangen, einander zuzuhören, zu diskutieren und offen für neue Lösungen zu sein. Familie sei überall etwas anderes und etwas das beispielsweise in Paris benötigt würde, sei etwas völlig anderes als in Damaskus, sagte der syrische Patriarch.

Nach Ansicht des Papst-Vertrauten Kardinal Walter Kasper hat das Treffen einen großen Schritt nach vorn gebracht. Definitive Antworten seien jedoch nicht die Aufgabe der Synode gewesen, sagte er der Tageszeitung "Corriere della Sera" (Samstag). "Ich habe den Eindruck, dass wir Synodenväter eine gute Mehrheit erreichen mit einem offenen, aber nicht endgültigen Text." Es bleibe noch ein Jahr Zeit, sagte Kasper mit Blick auf das nächste Treffen 2015. "Man kann nicht alles in Eile machen."

Papst über "falsche Barmherzigkeit"

Papst Franziskus hat zum Abschluss der Synode gleichermaßen vor einer "feindlichen Erstarrung" wie vor einer "falschen Barmherzigkeit" in der katholischen Kirche gewarnt. Ersterer Versuchung erlägen "Traditionalisten und Intellektualisten", die sich "im Geschriebenen einschließen und sich nicht von Gott überraschen lassen wollen", sagte Franziskus am Samstag.

In seiner Ansprache zum Abschluss der Beratungen sagte er laut Kathpress, die Versuchung einer "falschen Barmherzigkeit" sei hingegen typisch für die sogenannten "Progressiven und Liberalen" sowie ein "zerstörerisches Gutmenschentum". Sie verbänden Wunden, "ohne sie zuvor zu pflegen und zu behandeln", so Franziskus.

Solche Versuchungen dürften die Bischöfe jedoch nicht erschrecken oder befremden, forderte der Papst weiter. Mit Blick auf den Verlauf der Bischofssynode sagte er: "Ich persönlich wäre sehr besorgt und betrübt, hätte es diese Versuchungen und diese emotionalen Diskussionen nicht gegeben". Sie seien die "Bewegungen des Geistes". Der Papst stellte zudem klar, dass das kirchliche Verständnis vom Ehesakrament während der Synode nie zur Diskussion gestanden sei. Dazu gehörten Unauflöslichkeit, Einheit, Treue und die Offenheit für die Weitergabe des Lebens.

Seligsprechung von Paul VI.

Offiziell beendet wird die Synode am Sonntag mit der Seligsprechung des Papstes Paul VI. (1897-1978). Zu der Messe auf dem Petersplatz (10.30 Uhr) mit Papst Franziskus wird auch dessen Vorgänger Benedikt XVI. erwartet. (APA/dpa/red, derStandard.at, 18.10.2014)