Dezember 2013. In einem kleinen Dorf im westafrikanischen Guinea klagt ein zweijähriges Kind über Bauchkrämpfe. Es bekommt hohes Fieber, hat Blut im Stuhl und erbricht sich. Vier Tage später ist das Kind tot. Es gilt heute als das erste Todesopfer der aktuellen Ebola-Epidemie. Was als Familientragödie irgendwo in Afrika begonnen hat, ist neun Monate später ein weltweites Schreckensszenario geworden.
Viren kennen keine Landesgrenzen, die globalisierte Mobilität trägt sie über den Erdball. Seit einzelne Ebola-Fälle in Europa und den USA aufgetreten sind, wächst die Welt in der Wahrnehmung der Menschen zusammen, rückt Afrika ins Bewusstsein des Westens, dieser so große und so ignorierte Kontinent. Ebola gab es aber lange vor 2013: Der erste Ausbruch ist 1976 in Zaire (heute DR Kongo) dokumentiert, daher stammt der Name: vom Fluss Ebola in der Nähe des Ausbruchsgebietes.
Das Virus gehört zur Familie der Filoviridae, die unter dem Mikroskop wie Fäden aussehen, manchmal wie pelzige Stäbchen. Es gibt fünf veschiedene Spezies des Ebolavirus, vier davon haben ihren Ursprung in Afrika und führen zu ansteckendem Fieber, das oft tödlich endet. Die fünfte Art wird auf den Philippinen verortet, dieser Typ ist für den Menschen meist harmlos.
Effektiver Masterplan
Der Masterplan der anderen vier Stämme ist überaus effektiv: Sehr schnell gelingt es dem Virus, seinen Wirt zu kontrollieren. Ist es einmal im Körper des Menschen, greift es jene Zellen an, die gegen die Invasion von Krankheitserreger schützen sollen. So kann es sich rasch vermehren. Über den Blutkreiskauf verbreitet es sich im Körper und führt im gesamten Organismus zu Entzündungen. Es schädigt Gewebe, indem es in dessen Zellen eindringt und sie gewissermaßen von innen auffrisst. Besonders gravierend ist das für Leber und Niere, die in der Folge versagen. Durch die Schädigung der Blutgefäße sinkt der Blutdruck – Todesursache ist meist ein Herz-Kreislauf-Versagen.
Je nach Virentyp (und Statistik) sterben 25 bis 90 Prozent der mit Ebola infizierten Menschen. Wie lange das Virus außerhalb des Körpers überleben kann, hängt davon ab, ob es in einem Flüssigkeitstropfen eingeschlossen ist oder nicht. Ohne Feuchtigkeit stirbt der Erreger binnen einiger Stunden; hat er es feucht, überlebt er wenige Tage. Eine Ansteckungsgefahr besteht erst, sobald ein Infizierter Symptome zeigt. Und dann ist er meist schon so schwach, dass er das Haus nicht mehr allein verlassen kann. (Lisa Mayr, DER STANDARD, 18./19.10.2014)