Servus-Geschäftsführer Martin Blank.

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Neuerdings Servus-Sportchef: Philip Wolfarth.

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Chief Editor von "Sport und Talk aus dem Hangar 7": Torsten Haux.

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STANDARD: Ab Montag rückt "Sport und Talk aus dem Hangar" um eine Stunde nach vorne auf 20.15 Uhr. Das klingt jetzt nicht unbedingt nach großen Neuerungen.

Blank: Es ist ein Committment, mit unserem Sporttalk, der aktuelle Ereignisse und Entwicklungen vom Wochenende richtig vertieft, in die Primetime zu gehen. Und die Verschiebung kommt ganz praktisch unserem Publikum und unseren Gästen entgegen: Der Österreicher geht im Schnitt um 23 Uhr schlafen, übrigens früher als der Deutsche. Und auch die Sportler sind froh, wenn sie vor 23 Uhr aufbrechen können.

STANDARD: Und die Sendung bleibt, wie sie ist?

Blank: Wir bleiben bei dem Grundkonzept, das sich über die fünf Jahre entwickelt hat. Magazin- und Talkteil bleiben.

STANDARD: Und bleibt auch der Anteil von Gästen aus der Red-Bull-Welt so hoch, wie ihn regelmäßige Seher schildern? Liegt das an ihrer Verfügbarkeit als Red-Bull-Athleten oder ist das ein Konzernwunsch an den Sender?

Blank: Freilich haben wir einen Vorteil, dass wir auf die Athleten leichteren Zugriff haben. Und ich glaube nicht, dass dort mehr Red-Bull-Sportler vorkommen als andere. Im Hangar-7 kommt man ja um die Marke nicht herum, da kann so ein Eindruck vielleicht entstehen. Aber das ist ja das schönste Studio, das man haben kann.

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STANDARD: Technisch eher nicht.

Blank: Wieso?

STANDARD: Die Akustik ist doch ein bisschen schwierig.

Blank: Aber das Problem der Akustik haben wir ganz gut gelöst. Durch die Kuppel kommt der Ton ja dreimal zurück. Wir haben das so gelöst, dass wir den Ton abdrehen und die Kollegen und das Publikum einen Stöpsel im Ohr haben. Damit ist das Echo weg.

STANDARD: Ein Stück aufwändiger als in einem anderen Studio, darauf können wir uns vermutlich einigen. Wieviele Menschen honorieren denn diesen Aufwand - indem sie zuschauen?

Wolfahrth: Vergangenen Montag rund 62.000.

Haux: Aber durch unsere Top-Gäste werden wir von anderen Medien zitiert. Mika Häkkinnen und Helmut Marko waren zwei Tage auf der Titelseite von Bild.de, sie wurden überall in Österreich zitiert. Da kommen wir in den Bereich siebenstelliger Kontaktzahlen.

Blank: Achtstellig.

STANDARD: Im Red-Bull-Konzern gibt es ja recht umfassende Berechnungen für jedwede Aktivität, wieviele Kontakte sie auf vielerlei Wegen erzielt hat. Darf man daraus ableiten, dass Sie signalisieren möchten: Fernsehreichweiten sind bei Servus TV eher nebensächlich?

Blank: Die Quote an sich ist ja nicht das Ziel.

STANDARD: Sie wollen nicht gesehen werden?

Blank: Sie ist eine Konsequenz aus dem, was man tut. Das ist nicht das Ziel, sondern das Ergebnis. Das Ziel ist, für den Sportinteressierten am Montag das Wochenende aufzuarbeiten und ein Thema vertieft zu besprechen. Wenn uns das mit den richtigen Themen und den richtigen Gästen zur richtigen Zeit gelingt, dann ist die Quote nur eine Folge daraus. Dann entwickelt sich’s.

STANDARD: Ist das nicht grundsätzlich die Idee des Medienmachens oder sollte das zumindest sein?

Blank: Das ist ja eine alte Diskussion. Die Quote ist nicht das Ziel. Die Quote ist die Bestätigung guter Arbeit.

STANDARD: In Werbegeld wird die Quote honoriert.

Blank: Danach ist der Sender per se nicht ausgerichtet. Sonst würden wir viele Dinge nicht tun, von denen wir wissen, dass sie nicht die große Breitenwirkung erzielen. Dann würden wir nicht Don Giovanni live übertragen, kein wöchentliches Literaturmagazin, kein wöchentliches Kulturmagazin mit Ioan Holender. Die machen wir, obwohl wir wissen, dass das nicht die große Breitenwirkung hat.

STANDARD: Das heißt für den Sender - Sie sind zufrieden mit dem Zuspruch des Publikums?

Blank: Zufrieden ist man nie. Natürlich muss man permanent weiterarbeiten.

STANDARD: Das Gesamtpublikum von Servus TV könnten richtig große Sportrechte verbreitern - Formel 1, womöglich, wenn der ORF tatsächlich einmal darauf verzichten sollte, Fußballeuropameisterschaften, -weltmeisterschaften, Champions League oder auch, jedenfalls in Österreich, Skiweltcup und dergleichen. Leistet sich das Servus TV einmal - oder der an sich ja recht potente Red-Bull-Konzern, dem Servus gehört?

Blank: Wir sind in drei Länder vertreten, nicht nur Österreich. Die großen Rechte wie Formel 1, Fußball, Ski für drei Länder halte ich für unwahrscheinlich. Das lässt sich wirtschaftlich nicht darstellen. Die Rechte für die Euro 2016 haben ARD und ZDF für 150 Millionen Euro erworben. Das spielt es nicht. Wir haben unser Sportprogramm 2013 erweitert um Freundschaftsspiele, International Champions Cup, Copa del Rey, Supercopa. Den Weg wollen wir weiter gehen.

STANDARD: Kurzum: Solche Rechte sind kein Thema?

Blank: Nein.

STANDARD: Ist der Dreiländer-Zugang also eher ein Handicap für Servus TV?

Blank: Es ist ein Handicap und ein Vorteil. Ein Vorteil in der Verbreitung etwa, den ganzen deutschsprachigen Raum zu bespielen. Im Detail kann es immer wieder auch ein Nachteil sein. Beim Eishockey haben wir das gelöst, indem wir zeitgleich parallel Deutschland und Österreich zeigt. Aber wenn man zu sehr auseinandersplitten muss, baut man ein Zweifach- und Dreifachstruktur auf.

STANDARD: In der Vermarktung ist der ganze deutschsprachige Raum ja eher nicht so nachgefragt.

Blank: Wir haben drei Sales-Organisationen für jedes Land. Die supranationalen Sales-Erlöse sind homöopathisch. Es wird zwar immer mehr in Europa zentral gesteuert, aber die Budgets werden national vergeben.

STANDARD: Nun gibt es im Konzern nicht nur den Sprachraum-Sender Servus TV, sondern auch globale Fernsehpläne - jedenfalls gibt es im Red Bull Media House seit Herbst 2013 eine Tochterfirma namens Red Bull Media House TV Global GmbH. Wenn die wirklich auf den Putz hauen will - womöglich leistet sich die einmal globale TV-Rechte, frage ich naiv.

Blank: Wir können wirklich nur für Servus TV sprechen. Aber mit etwas Erfahrung im Sportbereich würde ich sagen: Formel-1-Rechte weltweit sind nicht darstellbar. Wirklich zentral vergebene Werbeetats global werbender Marken gibt es nicht so viele.

STANDARD: Haben Sie als Sportchef eigentlich auch mit dem Projekt Red Bull Global TV zu tun?

Wolfarth: Ich arbeite seit vier Jahren im Unternehmen, Livesport und vor allem Eishockey, und jetzt haben wir die Verantwortung erweitert auf sämtliche sportlichen Programme von Servus TV.

STANDARD: Und was hat sich der neue Sportchef so vorgenommen?

Wolfarth: Was wir tun, tun wir gut. Aber da gibt es immer viele Stellschrauben, die man optimieren kann. Bei Sport und Talk ist es die Uhrzeit. Das ist für uns ein großer Schritt. Die Zeitschiene ist hoch kompetitiv. Und montags ist die Fernbedienung in der Regel in der Hand der Frau. Wir wollen dieses Segment mit unserer Qualität erobern.

STANDARD: Wieviele Frauen schauen denn "Sport und Talk aus dem Hangar 7" bisher?

Blank: Wie bei jeder Sportübertragung 70:30 männlich - abgesehen von Fußballweltmeisterschaften mit 60:40.

Haux: Live ist die Schere etwas größer als beim Talk.

Wolfarth: Beim Eishockey ist der Frauenanteil übrigens größer als 40 Prozent. (Harald Fidler, derStandard.at, 17.10.2014)