Abuja - Nach Angaben des nigerianischen Militärs vom Freitagnachmittag haben die radikalislamische Sekte Boko Haram und die Armee einen Waffenstillstand im Norden des Landes vereinbart. Der nigerianische Generalstabschef Alex Badeh soll am Freitagabend das Militär angewiesen haben, "die Waffenruhe mit Boko Haram auf allen Ebenen" zu befolgen. Auch ein Sprecher der Islamisten habe die Waffenruhe bestätigt, berichtet die Zeitung "The Punch" aus Lagos.

In die Übereinkunft soll auch die Freilassung der rund 200 im Frühjahr von Boko-Haram-Mitgliedern entführten Schülerinnen fallen. Von Seiten der nigerianischen Regierung wurden die Angaben zur Freilassung jedoch relativiert: Zu diesem Aspekt gebe es noch keine Einigung, "aber sie rückt näher", sagte Regierungssprecher Mike Omeri am Freitag der BBC. Eine unabhängige Bestätigung für die Meldungen gab es zunächst nicht.

Die Mädchen sollen Medienberichten zufolge in guter Verfassung sein. Boko Haram hatte am 14. April eine Schule im nigerianischen Chibok überfallen und 276 Mädchen verschleppt. Einige konnten fliehen, von den anderen fehlte bislang jede Spur. Die Angehörigen der Mädchen protestierten mehrfach gegen die Regierung und warfen ihr mangelndes Handeln für eine Befreiung der Mädchen vor.

Gespräche in Saudi-Arabien

Medien hatten schon zuvor berichtet, dass es zwischen Vertretern Nigerias und einer Abordnung von Boko Haram in Saudi-Arabien Gespräche gegeben habe. Dabei sollen auch Abordnungen aus Tschad und Kamerun am Tisch gesessen sein. Eine Beteiligung Riads habe es hingegen nicht gegeben, so der Radiosender Voice of America. Unklar war am Freitag noch, ob jene Fraktion der Boko Haram, mit der Abuja verhandelt, genug Einfluss haben würde, um den Deal umzusetzen.

Nigerias Präsident Goodluck Jonathan hatte 2013 im Norden des Landes den Ausnahmezustand ausgerufen, um Militäraktionen gegen die Gruppe, die dort für einen islamischen Staat kämpft, zu erleichtern. Wegen mangelnder Fortschritte in diesem Kampf war Jonathan, der 2015 um seine Wiederwahl kämpft, immer mehr in die Kritik geraten. (red, DER STANDARD, 18.10.2014)