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Das Unterrichtsministerium will Sonderschulen bis 2020 weitgehend abschaffen.

Foto: dpa/pleul

Wien - Die von der ÖVP gestellten Präsidenten und Vizepräsidenten der Landesschulräte sowie ÖVP-Lehrervertreter sind gegen die Abschaffung von Sonderschulen. "Es geht dabei nicht darum, eine Ideologie in den Vordergrund, sondern darum, die Kinder mit ihren besonderen Bedürfnissen in den Mittelpunkt zu stellen", begründet Oberösterreichs Landesschulratspräsident Fritz Enzenhofer die Ablehnung.

Sowohl Bildungsexperten aus der Praxis als auch Eltern dieser "besonders betreuten" Kinder seien gegen eine totale Inklusion in das Regelschulwesen, heißt es am Freitag in einer Aussendung anlässlich der Herbsttagung der VP-Landesschulratschefs. Es komme ja auch niemand auf die Idee, die geschützten Werkstätten für Menschen mit Beeinträchtigungen in Frage zu stellen. "Auch Eltern von Kindern mit speziellen Bedürfnissen müssen sich darauf verlassen können, dass sich ihre Kinder optimal entwickeln", das sei in zu Kompetenzzentren für Sonder- und Inklusionspädagogik entwickelten Sonderschulen der Fall.

Durchlässigkeit verbessern

Die Landesschulratschefs fordern deshalb, anstelle einer Abschaffung der Sonderschulen die Durchlässigkeit und Übergänge zu Regelschulen durch gemeinsame Projekte zu verbessern. Auf eine eigene Schulform werde man "im Interesse der Kinder und deren Eltern" nicht verzichten können. Es brauche auch weiterhin eine eigene Ausbildung von Sonderschullehrern, so die Forderung.

Pläne des Bildungsministeriums sehen vor, dass das Modell der Sonderschule, in der Kinder und Jugendliche mit körperlicher oder psychischer Einschränkung separat unterrichtet werden, bis 2020 zur Ausnahme werden soll. Stattdessen soll es flächendeckend inklusive Modellregionen geben, in denen Schüler mit und ohne besondere Bedürfnisse gemeinsam lernen. Ab 2015 soll dazu in der Steiermark ein Pilotprojekt starten.

UN-Konvention gegen Sonderschulen

Mit Verweis auf die 2008 von Österreich ratifizierte UN-Menschenrechtskonvention gibt es allerdings auch die Forderung nach einer kompletten Abschaffung von Sonderschulen. Im vergangenen Schuljahr wurden von den 30.500 Kindern und Jugendlichen mit Sonderpädagogischem Förderbedarf (SPF) 61 Prozent integrativ unterrichtet. Der Anteil reicht von knapp 47 Prozent in Tirol bis 85 in der Steiermark.

Mit der neuen Lehrerausbildung soll es außerdem keine eigene Ausbildung für Sonderschulpädagogen mehr geben. Stattdessen sollen alle angehenden Lehrer im Unterrichten von Schülern mit speziellen Bedürfnissen geschult werden, Lehrer der Sekundarstufe (Neue Mittelschule, AHS, berufsbildende mittlere und höhere Schulen/BMHS) sollen außerdem anstelle eines zweiten Unterrichtsfachs eine Spezialisierung in Inklusion wählen können. (APA, 17.10.2014)