US-Präsident Obama berichtet der Öffentlichkeit über die Gefahr durch Ebola.

White House

Freetown/Conakry/Monrovia - US-Präsident Barack Obama hat die Gefahr eines umfassenden Ebola-Ausbruchs in den USA als gering eingeschätzt, zugleich aber vor einer weltweiten Ausbreitung der lebensgefährlichen Epidemie gewarnt. Sollte die Krankheit in Afrika außer Kontrolle geraten, könne sie sich wegen des Reiseverkehrs auf dem ganzen Globus verbreiten, so der US-Präsident.

"Wir nehmen das auf höchster Regierungsebene sehr ernst", sagte Obama am Mittwoch nach einem Treffen mit dem Chef der US-Seuchenbehörde CDC, Tom Frieden, und seinen Spitzenberatern beim Thema Gesundheit. In den USA soll ab sofort eine schnelle Eingreiftruppe der CDC dafür sorgen, dass auch schlecht vorbereitete Krankenhäuser bei neuen Ebola-Fällen richtig handeln. Diese Teams sollen so schnell wie möglich zu betroffenen Krankenhäusern geschickt werden, um für eine Einhaltung der Sicherheitsvorschriften zu sorgen.

"Diese Protokolle funktionieren", sagte Obama. Mitarbeiter an einigen Kliniken seien nur nicht ausreichend geschult und müssten deshalb den Prozess Schritt für Schritt mit Experten durchlaufen. Die Regierung wolle nun "viel aggressiver" bei neuen Erkrankungen vorgehen. Der US-Präsident hatte eine am Mittwoch geplante Reise nach New Jersey und Connecticut wegen Beratungen über die Ebola-Krise verschoben.

EU-Gesundheitsminister treffen zusammen

In Brüssel kommen am Donnerstag auf Einladung von Gesundheitskommissar Tonio Borg und der italienischen Gesundheitsministerin Beatrice Lorenzin die Gesundheitsminister zu einem Meinungsaustausch zusammen. Es geht um Maßnahmen im Flugverkehr.

"Das Thema sind Kontrollen auf Flughäfen beziehungsweise im Flugverkehr", sagte eine Sprecherin des österreichischen Gesundheitsministeriums. Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) nimmt an dem Treffen teil. Österreich ist insgesamt nur am Rande betroffen, da es keine direkten Flugverbindungen nach Westafrika gibt.

Borg unterstrich, dass zu den Maßnahmen auch Untersuchungen von Reisenden gehören, die aus den Krisengebieten nach Europa kommen. "Während der eigentliche Ebola-Krisenherd in Westafrika liegt, sollte es auch unsere Pflicht sein, dafür zu sorgen, dass Europa darauf vorbereitet ist, richtig mit dem Virus umzugehen", sagte Borg der Tageszeitung "Die Welt" vom Donnerstag. Ärzte und der öffentliche Gesundheitsdienst müssten in der Lage sein zu reagieren, "um unsere Bürger schnell und effektiv zu schützen und die Verbreitung von Ebola zu stoppen, falls die Krankheit in Europa ankommen sollte".

Zweite Krankenschwester in USA infiziert

In den USA wächst die Kritik an den Vorbereitungen des Gesundheitssystems auf Ebola-Patienten. Hunderte Krankenschwestern und Pfleger hätten sich beschwert, dass ihre Krankenhäuser nicht ausreichend vorbereitet seien, teilte der Krankenpflegerverband National Nurses United (NNU) mit.

In den USA haben sich inzwischen zwei Krankenschwestern mit Ebola angesteckt. Beide hätten sich in einer Klinik in Dallas bei der Versorgung eines aus Liberia eingereisten Mannes infiziert, teilte die texanische Gesundheitsbehörde mit. Der Fall sei sehr besorgniserregend, sagte der CDC-Chef Frieden. Die Behörde arbeite rund um die Uhr mit dem Krankenhaus in Dallas zusammen und informiere und schule erneut das Personal. Frieden hatte bereits zuvor gewarnt, dass der Infektion der ersten Krankenschwester weitere Fälle folgen könnten. Wenige Stunden vor den ersten Symptomen hatte die zweite Patientin nach CDC-Angaben einen Inlandsflug von Cleveland nach Dallas absolviert. Alle 132 Passagiere sollen nun vorsichtshalber ausfindig gemacht werden.

Hilfe für Westafrika dramatisch ausweiten

Der UN-Sicherheitsrat hat die internationale Gemeinschaft unterdessen zu mehr Engagement im Kampf gegen Ebola aufgerufen. Die Welt müsse ihre Hilfe für Westafrika "beschleunigen und dramatisch ausweiten", hieß es in einer am Mittwoch einstimmig verabschiedeten Erklärung. Die 15 Mitgliedsstaaten beklagten, dass die bisherige Reaktion angesichts des Ausmaßes des Ausbruchs ungenügend sei.

Konkret stellte der Sicherheitsrat großen Bedarf an mobilen Laboren, Feldlazaretten, Ausbildungszentren für medizinisches Personal sowie Ausrüstungsgegenständen und Medikamenten fest. Zugleich warnte er davor, die besonders betroffenen Länder in Westafrika zu isolieren. Reise- und Handelsrouten müssten offen bleiben.

US-Präsident Obama vertritt die Auffassung, dass insbesondere die europäischen Länder mehr zur Eindämmung der Epidemie beitragen könnten. In einer Videokonferenz sprach er am Mittwoch mit Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel, Frankreichs Präsident Francois Hollande sowie den Regierungschefs Großbritanniens und Italiens, David Cameron und Matteo Renzi. Laut Präsidentensprecher Josh Earnest machte Obama dabei deutlich, dass er von den großen EU-Ländern deutlichere Hilfszusagen erwarte. (APA, 16.10.2014)