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Der Ölpreis hängt von zahlreichen Faktoren ab - derzeit gibt es einige Umbrüche.

Foto: AP/Jamali

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Grafik: apa

Die Preise am Ölmarkt bleiben weiter unter Druck. Nordseeöl der Sorte Brent verbilligte sich am Mittwoch um bis zu zwei Prozent auf 83,37 Dollar je Barrel (159 Liter) und kostete damit so wenig wie zuletzt Ende November 2010. US-Leichtöl der Sorte WTI verlor zeitweise 1,8 Prozent auf 80,37 Dollar, das war der tiefste Stand seit Juni 2012. Dass der Abwärtstrend beim Ölpreis damit gestoppt ist, ist mehr als fraglich.

Denn seit Juni befindet sich der Rohstoff zusammen mit vielen anderen Märkten, wie etwa Gold, im freien Fall. Das liegt unter anderem am US-Dollar. Weil die meisten Rohstoffe in Dollar notieren, führt eine stärkere US-Währung zu Druck auf den Märkten für Öl, Kupfer oder Gold. Bei der US-Ratingagentur Fitch halten Ökonomen freilich sogar Preise von nur 80 Dollar pro Fass für denkbar. "Ein Ende der Talfahrt ist nicht in Sicht", kommentieren auch Commerzbank-Analysten.

Bleibt der Preis niedrig, könnte die Europäische Union 80 Milliarden Dollar (rund 63 Milliarden Euro) an Energieimportkosten sparen, rechnen Reuter-Analysten vor. Laut Reuters belaufen sich die Importkosten der Union für Öl, Gas und Kohle im Jahr 2013 auf rund 500 Milliarden Dollar, drei Viertel davon fließt in Öl. Bei einem durchschnittlichen Ölpreis von unter 90 Dollar je Barrel könnten die Importkosten auf unter 425 Milliarden Dollar fallen.

Nachfrage sinkt

Andererseits könnte der Preisrückgang die Nachfrage nach Öl etwas stützen. Ob es so kommt, ist derzeit ungewiss. Die Internationale Energieagentur (IEA), die die Industrieländer bei ihrer Energiepolitik berät, senkte am Dienstag ihre Prognose für die Öl-Nachfrage in diesem und im nächsten Jahr. Noch entscheidender für die Nachfrage ist ohnedies die weltweit schwache Konjunkturentwicklung. Die Weltwirtschaft wird aller Voraussicht nach 2014 mit 3,3 Prozent weniger stark wachsen als zunächst erwartet, hat dieser Tage der Internationale Währungsfonds erklärt.

Letzteres bedeutet sinkende Nachfrage, die aktuell auf ein Überangebot stößt. Im September zog laut IEA die weltweite Ölförderung um fast 910.000 Barrel täglich auf 93,8 Millionen Barrel an. Dazu trugen sowohl die Opec-Länder als auch die nicht dem Kartell angehörenden Staaten bei. So haben die USA mehr Öl gefördert als beispielsweise Russland und Saudi-Arabien. Die US-Produktion dürfte ab November bis Dezember 2015 über zwölf Millionen Fass am Tag liegen. Saudi-Arabien förderte laut früheren Opec-Angaben zuletzt 9,7 Millionen Barrel täglich. Russlands Produktion wird von Analysten bei etwa 10,6 Millionen Barrel gesehen.

Investoren verabschieden sich

Die Opec förderte im September mit 30,66 Millionen Barrel täglich 415.000 Fass mehr Öl als im August. Die Experten der Internationalen Energieagentur führen das vor allem auf die Wiederinbetriebnahme der Exporthäfen in Libyen und die steigenden Lieferungen aus dem Irak zurück. Zugleich senkte die IEA ihre Prognose für die Nachfrage nach Opec-Öl für 2015 um 200.000 auf 29,3 Millionen Fass täglich - über eine Million Fass weniger, als die Opec derzeit produziert. Vor diesem Hintergrund könnte die Opec ihre Rolle als Schlüsselproduzentin verlieren, erklärte IEA-Chefanalyst Antoine Halff am Dienstag. Um die Preise zu stabilisieren, müssten die USA, Kanada und Brasilien möglicherweise ihre Produktion drosseln. Die USA und Kanada fördern Öl mit der umstrittenen Fracking-Technik, Brasilien gewinnt es aus der Tiefsee.

Ausstieg aus fossiler Energie

Ganz unabhängig von der Förderung fällt ein weiterer Trend ins Gewicht. Fossile Energie ist bei Investoren nicht mehr so recht en vogue. Rund um den Uno-Gipfel zum Klimawandel im September hatten zahlreiche Stiftungen angekündigt, aus fossilen Energien auszusteigen. Investoren wie der Rockefeller Brothers Fund haben sich ebenso aus Investitionen im Ölsektor zurückgezogen wie Universitätsstiftungen und Pensionsfonds. Alles in allem kündigte eine Initiative von 800 Investoren und Institutionen an, 50 Milliarden Dollar aus dem Sektor abzuziehen.

Spritpreise sinken langsam

An den Tankstellen kommen die niedrigen Ölpreise nur langsam an. Seit Anfang 2014 zeigt der Dieselpreis laut ÖAMTC leicht sinkende Tendenz. Anfang 2014 kostete der Liter im Schnitt noch 1,347 Euro, im Juli 1,310 Euro und im August 1,304 Euro. Derzeit liegt der günstigste Dieselpreis (z.B. in Villach) bei 1,198 Euro. Im Gegensatz dazu änderte sich der durchschnittliche Benzinpreis in den ersten vier Monaten des heurigen Jahres kaum, stieg danach aber teilweise kräftig an - bis auf 1,394 Euro pro Liter im Juli. Im August ist der Benzinpreis wieder gefallen. Derzeit beläuft sich der günstigste Preis in Klagenfurt und Wien auf 1,284, der höchste auf 1,369 Euro. (rebu, derStandard.15.10.2014)