Kabeljau, wie es sich bei Qualitätsware gehört, mit Haut paniert, dazu Mushy Peas, Coleslaw, Tartare-Sauce und zweierlei Homemade Dips: die Großpackung Happiness in der Fisherei.

Foto: M. Corti

Das Wichtigste zuerst: die Öffnungszeiten. Was auf den folgenden Zeilen beschrieben wird, ist ein Pop-up in einem bestehenden Restaurant. Nur von Dienstag bis Donnerstag und ausschließlich von 17 bis 21 Uhr verwandelt sich das wienerisch-südländische Reisinger's am Salzgries in der Wiener Innenstadt in einen britischen "Chippy" namens Fisherei.

Dann - und nur dann - gibt es hier Fish and Chips in einer Qualität, wie sie auch die legendärsten unter den Londoner Vorbildern wie die Golden Union Fish Bar, das Nautilus oder selbst das kitschig-köstliche Poppies in Spitalfields nur an guten Tagen bieten.

Meeresfrische

Okay, das wirkt jetzt wie eine ziemliche Ansage. Aber nur, bis man gekostet hat, was Adelheid Reisinger und ihr Lebens- wie Businesspartner Michael Vesely für Wunderdinge aus dem Fritter holen. Meeresfisch von solcher Frische wie den leinengeangelten und als Filet samt Haut durch den Beer-Batter gezogenen Kabeljau von Eishken Estate bekommt man in Österreich sonst nur in der Hyper-Luxusgastronomie. Und derart gläsern berstenden Backteig, so ganz ohne Anflug von Altfettigkeit, wird man überhaupt kaum sonst wo kriegen.

In diesen Kabeljau zu beißen heißt mitten am Salzgries in die salzige Frische der Meeresbrise einzutauchen, in der das Nordatlantik-Tier angelandet wurde. Danach muss man sich erst einmal erholen von seinem Glück, wobei minzfrische Mushy Peas (köstlicher Erbsengatsch!), knusprige Chips (für ganz Authentische auch mit Malzessig-Guss) und tadellos kaperngurkige Tartare-Sauce mithelfen.

Dass es dazu bestes britisches Ale (und nicht ganz so tollen Cider) gibt, dass der Teller auf einer alten "Guardian"- oder "Falter"-Seite zu liegen kommt, dass es im ganzen Lokal so verheißungsvoll nach heißem Fett (wegen der Megafrische, aber überhaupt nicht nach Fisch) riecht, ist zwar auch gut, aber bloß Beiwerk. Diesen Fisch in diesem Teig – den wünschen wir uns jetzt für immer her! (Severin Corti, DER STANDARD, 11.10.2014)