"Driveclub" ist für die PlayStation 4 erschienen.

Foto: Driveclub
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Was der Xbox ihr "Forza Horizon" ist, sollte auf der PlayStation 4 "DriveClub" werden - ein Arcade-Rennspiel neben der ernsteren Simulation "Gran Turismo". Das von den Evolution Studios entwickelte Rennspiel ist vor Kurzem über die Zielgerade gerollt und im Handel erhältlich. Versprochen wird ein lebendiger Rennhub, in dem selbst Einzelspieler-Ergebnisse zum Vergleich und Unterbieten online gestellt werden. Ein Clubsystem soll dazu die Teamkonkurrenz fördern.

Freilich soll das Spiel auch in technischer Hinsicht auf der Überholspur fahren. Grafisch kann es auch überzeugen, von allem anderen sind die Tester bislang allerdings nicht unisono begeistern.

Die unsichtbare Hand

Man stelle sich vor, man rast mit 260 Stundenkilometern auf eine enge Kurve zu, schildert Mike Channell bei Eurogamer ein Szenario aus "Driveclub". Mit zwei Rädern am Asphalt und zwei am losen Schotter neben der Straße bietet sich die Gelegenheit, trotz hoher Geschwindigkeit die Biegung trotzdem elegant zu nehmen oder effizient zu schneiden – bis plötzlich eine unsichtbare Hand zupackt und das Auto auf magere 70 km/h entschleunigt.

Es ist eines der Probleme, die das Spiel mitbringt. Wer die Kurven all zu eng nimmt oder Kollisionen verursacht, wird mit Geschwindigkeitsreduktion bestraft. Das zweite große Manko ist die künstliche Intelligenz der Gegner, was sich mangels anpassbarem Schwierigkeitsgrad noch deutlicher auswirkt.

Autodrom

Die KI-Gegner neigen nämlich dazu, stur und nahezu unverwüstlich auf der Ideallinie dahinzufahren. Spätestens bei Driftbewerben – neben den Time Trials und Standard-Rennen einer der drei Rennmodi – kann dies dazu führen, dass eine Schlange aus einem Dutzend Autos wie im Gänsemarsch hintereinander um die Kurve schlittert.

Einzig der Spieler bleibt Außen vor, wer sich nicht vor dem Feld etabliert, wird gnadenlos aus dem Weg gedrückt und verliert je nach Ausgang der Kollision entweder wertvolle Zeit auf einen Podestplatz oder kann sich gleich jeglichen Erfolg abschminken.

So fühlten sich die Rennen oft an wie Autodrom-Veranstaltungen, beschreibt Dale North bei Destructoid. Das macht das Einzelspielererlebnis aufgrund der folgenden, gefühlt unverschuldeten Strafen mitunter frustrierend, obwohl das Spiel in puncto Fahrgefühl zwischen Arcade-Racern und Simulation angesiedelt und somit einerseits zugänglich und trotzdem fordernd ist.

Geradliniger Karrieremodus

Der Karrieremodus ist geradlinig gehalten. Auch wenn sich das Erfahrungspunktemodell und die Herausforderungen mit der Zeit etwas diversifizieren. Man wandelt bzw. fährt stets den Karriereweg, den die Entwickler sich zuvor erdacht haben. Neue Herausforderungen werden mit vorherigen Erfolgen freigeschalten, was mitunter frustrierende Neustarts nach sich zieht, ehe man der KI auf ihrer Ideallinie gut genug folgen kann, um nicht aus dem Rennen gerammt zu werden, so Ludwig Kietzmann bei Joystiq.

Als Ansporn dienen online und offline neue und schnellere Autos, die sich freischalten lassen. Im Mehrspielermodus gibt es dazu auch Ruhm für den eigenen Club zu gewinnen. Anpassbar sind die Rennvehikel dabei nur äußerlich, technisches Tuning ist nicht möglich.

Grafisch überzeugend

Grafisch weiß "Driveclub" zu gefallen. Vor allem die langgezogenen Panorama-Rennstrecken liefern beeindruckende Umgebungen. Dazu bieten die Autos in den insgesamt sechs einstellbaren Außen- und Innenperspektiven schöne Details und realistische Spiegelungen. Auch die Umsetzung von Wettereffekten trägt ihren Teil zur Atmosphäre bei. Fallweise kommt es aber vor allem in den Cockpitperspektiven zu grafischen Anomalien.

Wo das Spiel ebenfalls deutlich punktet, sind die Rennen im Onlinemodus. Hier macht es Spaß, auf die Jagd nach Bestzeiten anderer Fahrer zu gehen oder ihnen im Rennen direkt gegenüber zu stehen – der Ärger mit den rigiden KI-Kontrahenten entfällt dabei. Dass das soziale Interaktionssystem nur relativ rudimentär ausgeprägt ist, erweist sich als verschmerzbare Schwäche.

Mangelnde Persönlichkeit

Insgesamt wirkt "Driveclub" wie das Fundament eines Rennspiels, das bei aller Zugänglichkeit ein herausstechendes Merkmal fehlt. Tuningmöglichkeiten richtet es sich nicht an Autotechnik-Liebhaber, Freunde des Fahrspaßes haben sich an den möglichen Herausforderungen online bald satt gesehen und werden höchstens durch ihren Club motiviert. Im Einzelspielermodus treten wiederum KI und Bestrafungsmechanismen heftig auf die Spaßbremse.

Was bei den Testern besonders für Enttäuschung sorgt ist, dass ausgerechnet die Macher der beiden "MotorStorm"-Titel, die vor allem von ihrem quicklebendigen Spielwelt leben, ein Rennspiel produziert haben, das sich nicht vom Pulk absetzen kann.

Missglückter Start

Enttäuschend sind auch die massiven Serverprobleme zum Marktstart des Spiels. Offenbar war die Nachfrage höher als erwartet, wodurch die Server für Online-Rennen unter der Last zusammenbrachen. Dadurch mussten Sessions zunächst beschränkt werden, danach wurde auch die kostenlose "DriveClub"-Edition für PS-Plus-Mitglieder zurückgehalten.

Sony arbeitet derzeit intensiv an der Behebung der Probleme und schließt auch eine Entschädigung nicht aus. (gpi, derStandard.at, 14.10.2014)

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