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Es gab schon weniger brisante Themen bei Im Zentrum als das jüngste: Der Terror der Gotteskrieger - Wer stoppt das Morden? Umso erfreulicher war es, wie diszipliniert und stringent es am Sonntag zur Sache ging. Die Gäste: Keine Selbstdarsteller, keine "Wutomas", keine verbalen Amokläufer. Nur Leute, die wussten, wovon sie redeten und das in wohltuender Gesprächskultur taten.

ORF-Korrespondent Karim El-Gawhary mokierte sich über "westliche Talkshows", wo Menschen sitzen und der Türkei raten, als einziges Nato-Land nach vier Jahren in den syrischen Bürgerkrieg einzugreifen. Das wollten nämlich gerade die Kurden nicht, die lieber Hilfe durch Waffen hätten, wie Mevlüt Kücükyasar von Feykom, dem Kurden-Dachverband Österreichs, betonte. Man fürchte von der unter "Kurdenphobie" leidenden Türkei nur weitere Besetzungen kurdischer Gebiete. Kücükyasar war ein höflicher Diskutant, der Sätze mit "Entschuldige, dass ich dich unterbreche", anfing, obwohl er Dudu Kücükgöl (Muslimische Jugend Österreich), die eloquent festhielt, dass vor allem Muslime Opfer der Terrormiliz IS sind, gar nicht unterbrochen hatte.

El-Gawhary und Politologe Thomas Schmidinger boten konkrete Strategien: Luftangriffe ja, aber man müsse dem Terror auch den "politischen Teppich wegziehen" und den "Keil zwischen sunnitisch-arabische Stämme, Reste der Baath-Partei und den IS-Kader treiben". El-Gawhary zeigte endlich auch Ähnlichkeiten von jihadistischer mit rechtsradikaler Ideologie auf. Mehr solche Runden, moderiert von der präzise nachfragenden Ingrid Thurnher, und der Begriff "westliche Talkshows" hätte nichts mehr von einem Dampfplauderer-Salon. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 14.10.2014)