Farin Urlaub ist Gründungsmitglied der Pop-Punk-Band "Die Ärzte" und heißt mit bürgerlichem Namen Jan Ulrich Max Vetter. Ein zu spießiger Name für einen Punker, also musste ein Künstlername her: Farin Urlaub steht für "Fahr in den Urlaub". Der Name ist eine klare Ansage, genau wie die Tatsache, dass der Musiker nur unter der Bedingung, mindestens drei Monate im Jahr verreisen zu dürfen, Songs schreibt. Es ist also längst überfällig sich auf die Suche nach Reisebezügen in Farin Urlaubs Songtexten zu machen.
Von Westerland bis in die Wüste
Mit den Ärzten wollte Farin Urlaub zurück nach Westerland, als Solokünstler ist er exotischer unterwegs. Auf seinem neuen Album lässt er den Protagonisten des Liedes "Keine Angst" durch heißen Wüstensand spazieren und Gegenden erkunden, die vorher keiner betrat. Eine Sorglosigkeit, die Farin Urlaub auf seinen Reisen nicht hat und auch auf keinen Fall haben will. "Es ist sehr vernünftig Angst zu haben - nicht nur Respekt, sondern wirklich Angst", betont der Musiker im Interview mit dem ehemaligen MTV-Moderator Markus Kavka.
Nach eigenen Angaben hat Farin Urlaub schon über hundert Länder besucht und die Ambitionen sind groß, irgendwann alle Länder der Welt gesehen zu haben. "Ich wollte immer weg von hier, obwohl ich dich so mag. Ich träume von der weiten Welt, so ziemlich jeden Tag", besingt er sein Fernweh in "Abschiedslied" aus dem Album "Endlich Urlaub". Und auch wenn der Titel des neuen Albums "Faszination Weltraum" etwas anderes vermuten lässt, interessiert den Musiker eine Raumfahrt wenig. Auf einer Reise möchte er Kontakt zu seinem Umfeld haben, im Weltall ist es ihm doch zu abgeschottet.
Lass uns den Eiffelturm klauen
In seinem Song "Buch zum Lesen" fordert Farin Urlaub auf, den Eiffelturm zu klauen und endlich mal die Polkappen abzutauen. Dass die Lieder nicht gerade eine Tatsachen getreue Nacherzählung seiner Reiseerfahrungen sind, wird spätestens jetzt klar. Reisen inspiriert ihn, setzt Gedankenketten in Gang und zum Schluss kommt eine Liedzeile oder zentrale Aussage raus.
Heimweh eines Musik-Junkies
Ein Jahr war die längste Reise des Musikers. Er schwor sich nicht früher zurück zu kommen, war aber dann doch nach ungefähr sechs Monaten vollkommen übersättigt von den Eindrücken. Zeit alles zu verarbeiten fand er in Japan, in einer Kultur in der er sich heimisch fühlt. Der Drang nach einem Jahr zurück zu kehren und wieder Musik zu machen war so groß, dass er sein erstes Bühnenerlebnis beschreibt, "wie der Junkie, der gerade eine ganz große Dosis Freude gekriegt hat". Doch das Heimweh wird bei dem Musiker für gewöhnlich schnell wieder zum Fernweh und die nächste Reise steht an. Was kann es auch schöneres geben, als immer wieder Urlaub zu machen und in die Ferne zu reisen. Um es in Farin Urlaubs Worten zu sagen:
"Ich lieg' am Strand
Mit einem eiskalten Getränk in meiner Hand
Ich hab 'ne Sonnenbrille auf, weil ich sie brauch
Die Sonne scheint mir auf den Bauch
So geht's doch auch."
(Britta Breuers, derStandard.at, 27.10.2014)