Schuldenabbau und Reformen: So lautet seit Jahr und Tag die Botschaft von Ökonomen und anderen einschlägigen Experten. Das Mantra, wonach Leichen in den Kellern der Staatshaushalte und Finanzinstitute schnellstmöglich entsorgt gehörten und diese Aktionen so transparent wie möglich, sozusagen bei Flutlicht, durchzuführen seien, zeigt Wirkung. Die Wirkung ist aber leider eine andere, als man sie sich wünschen kann.

Staatenlenker und supranationale Einrichtungen wie Weltbank und Internationaler Währungsfonds haben die Diktion von Schuldenabbau und Reformen volley übernommen. Jüngstes Beispiel: Zum Abschluss der Herbsttagung beider Washingtoner Institutionen war zwar verstärkt von notwendigen Reformen und Investitionen die Rede, wenn ein neuerlicher Crash der Weltwirtschaft doch noch verhindert werden soll. Schuldenabbau oder der Aufruf dazu sind aber die Hintergrundbotschaft, die als Endlosschleife immer mitrennt. Wie sich das eine - Investitionen - mit dem anderen - Schuldenabbau - vereinbaren lässt, weiß so genau niemand. Und genau das ist das Problem.

Das erzeugt nämlich Frust, Unzufriedenheit, Angst. Angst vor der Zukunft, gepaart mit der Befürchtung, dass alles den Bach hinuntergeht - eine denkbar schlechte Mixtur, um die Abwärtsspirale zu durchbrechen. Was fehlt, ist die große Idee, der Griff nach den Sternen, um den immer mehr um sich greifenden Pessimismus zu überwinden. (Günther Strobl, DER STANDARD, 13.10.2014)