Linz - Könnte man den Bundeskanzler direkt wählen, hätte FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache eine knappe relative Mehrheit vor ÖVP-Chef und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner. Auf den dritten Platz käme Grünen-Chefin Eva Glawischnig, Amtsinhaber Werner Faymann (SPÖ) ist knapp dahinter.
Während die Unterschiede zwischen den Nennungen für Strache und Mitterlehner (21 beziehungsweise 20 Prozent) und jene zwischen Glawischnig und Faymann (14 und 13 Prozent) statistisch nicht signifikant sind, könne man klar sagen, dass derzeit den Chefs von FPÖ und ÖVP eher zugetraut wird, das Land zu führen, als den Chefs von Grünen und SPÖ, erläutert Market-Institutsleiter David Pfarrhofer.
Dies schlage sich auch in der in dieser Woche an 404 repräsentativ ausgewählte Wahlberechtigte gestellten Sonntagsfrage nieder: "Angenommen, kommenden Sonntag wären Nationalratswahlen; welcher Partei würden Sie bei einer Nationalratswahl Ihre Stimme geben?"
Deutlicher Vorsprung für die FPÖ
Dabei erzielt die FPÖ bereits in den Rohdaten 22 Prozent - während die Bekennerrate bei den beiden Großparteien deutlich niedriger ist.
Nach statistischen Verfahren (für die unter anderem das Wahlverhalten bei der Wahl im Vorjahr ausgewertet wird) kommt als hochgerechnetes Ergebnis heraus, dass die Freiheitlichen mit etwa 26 Prozent rechnen könnten - verglichen mit 20,51 Prozent bei der Wahl ist das sehr viel, verglichen mit den Hochrechnungen der vergangenen Monate, die der FPÖ zwischen 27 und 28 Prozent zugetraut haben, ein leichter Rückgang.
"Einiges bewegt" zugunsten der ÖVP
Auf dem zweiten Platz liegt mit deutlichem Abstand die SPÖ, die demnach von 26,82 Prozent bei der Wahl im Vorjahr auf 22 Prozent fallen würde. Die ÖVP würde mit 21 Prozent in der Hochrechnung gegenüber der Wahl (23,99 Prozent) ebenfalls verlieren - "allerdings hat sich da im Vergleich zu den Umfragen im Frühjahr doch einiges bewegt, denn 21 Prozent haben wir bei keiner Berechnung seit Jahresbeginn herausbekommen, da waren es zuletzt 18 bis 19 Prozent", sagt Pfarrhofer.
Er vermutet, dass der Obmannwechsel und die rasche Regierungsbildung in Vorarlberg der ÖVP einen Vertrauensbonus gebracht haben. Wie weit der Aufholprozess gehen wird, könne man allerdings nicht vorhersagen.
Gute Woche für Grüne
Die Grünen liegen sowohl in den Rohdaten als auch in der Hochrechnung besser als bei der Wahl und in allen Umfragen dieses Jahres: 16 Prozent bekämen sie derzeit - wobei Pfarrhofer davor warnt, die Grünen zu überschätzen: "Das war jetzt eine sehr gute Woche für die Grünen, sie haben es in die Vorarlberger Landesregierung geschafft - das bringt Aufmerksamkeit und Sympathie. Ob es bei einer bundesweiten Wahl wirklich Stimmen bringt, kann man aber bezweifeln, es steht ja jetzt keine Wahl an."
Die Sonntagsfrage ist daher nur eine Momentaufnahme - und sie zeigt als weitere Parteien die Neos bei zehn, das BZÖ und das Team Stronach bei je einem Prozent.
Schlechte Noten
Was die Hochrechnung aber nahelegt, ist, dass sich keinerlei Zweierkoalition ausgehen würde, wenn jetzt gewählt würde - und dass die Regierung nicht aus dem Popularitätstief herausgefunden hat. Nach Schulnoten käme sie nur auf einen Notenschnitt von 3,78 - nicht einmal ein Prozent vergibt ein "sehr gut", aber 24 Prozent geben ein "nicht genügend". Damit ist die jetzige Regierung noch unpopulärer als die zu ihrer Zeit schon als unpopulär geltende Regierung Schüssel I. Diese kam vor der FPÖ-Implosion in Knittelfeld 2002 auf 3,03 Prozent. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 11.10.2014)