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Mehr als zwei Millionen Kreuzfahrttouristen kommen jedes Jahr nach Venedig, das bringt 430 Millionen Euro in die Stadt und erhält mindestens 5.000 Arbeitsplätze.

Foto: apa/epa/merola

Um Venedig von Kreuzfahrtschiffen zu befreien, überlegt die Stadt die Errichtung einer künstlichen Insel, an der die Kreuzer halten sollen. Das Terminal für bis zu fünf Kreuzfahrtschiffe gleichzeitig soll unweit des Dammsystems MOSE errichtet werden, das die Lagunenstadt vor Überschwemmungen schützt.

Der Plan muss noch geprüft werden

Die künstliche Plattform, die 940 Meter lang und 34 Meter breit sein soll, wird voraussichtlich 128 Millionen Euro kosten. Die Kreuzfahrtpassagiere sollen von der Plattform aus mit Schiffen für maximal 800 Personen nach Venedig geführt werden. Sie können an Bord dieser Schiffe in circa einer Stunde eine Tour am Canal Grande unternehmen. "Venice Cruise 2.0" heißt das Projekt, an dessen Planung sich auch die multinationale Gruppe Duferco Engineering beteiligt. Wegen der Umweltverträglichkeit des Projekts hat sich bereits der Umweltschutzverband FAI für die künstliche Insel ausgesprochen. Der Plan muss noch von der Regierung in Rom überprüft werden.

"Raus aus der Lagune"

Mehr als zwei Millionen Kreuzfahrttouristen kommen jedes Jahr nach Venedig, das bringt 430 Millionen Euro in die Stadt und erhält mindestens 5.000 Arbeitsplätze. Seit der Havarie der Costa Concordia vor der Insel Giglio im Jänner 2012 ist jedoch in Venedig die Sorge stark gewachsen, dass eine ähnliche Katastrophe in der Lagune passieren könnte. "Kreuzfahrtschiffe raus aus der Lagune!", lautet der Slogan der Venezianer gegen die Kreuzfahrtgiganten.

Mehrere Pläne werden zurzeit zur Entlastung Venedigs von Kreuzfahrtschiffen entwickelt. Die Regierung Renzi will den "Canale Contorta-Sant'Angelo" vom südlichen Laguneneingang Malamocco nach Marghera verlängern. Damit sollen die Kreuzfahrtschiffe den modernen Passagierhafen am westlichen Rand von Venedig erreichen. Schiffe von über 40.000 Tonnen werden nicht mehr vor dem Markusplatz und dem Giudecca-Kanal in Venedig fahren dürfen, hatte die Regierung vor drei Wochen beschlossen.

Warnungen vor dem Bau des Megakanals

Die jetzige Fahrrinne des "Canale Contorta" soll von 2,4 auf 10,50 Meter Tiefe ausgebaggert und auf bis zu 200 Meter verbreitert werden. Dies hätte gravierende Folgen für die Wasserzirkulation in der Lagune, behaupten die Gegner des Projekts. Sie warnen vor dem zerbrechlichen ökologischen Gleichgewicht der seichten Lagune. Mit dem Bau des Megakanals wachse die Gefahr, dass Überschwemmungen inVenedig zunehmen, heißt es in der Petition. (APA, red, derStandard.at, 10.10.2014)