Paris - Der französische Philosoph und Mathematiker René Descartes (1596-1650) hatte vermutlich einen gutartigen Knochentumor im Kopf. Bei einer Untersuchung des Schädels des berühmten Denkers fanden französische Forscher eine drei Zentimeter lange Knochenverdickung im Bereich der Nasennebenhöhle, wie es in einer im britischen Fachmagazin "Lancet" veröffentlichten Studie heißt.
Mit dem Tod des Philosophen, der mit dem berühmten Spruch "Ich denke, also bin ich" ("Cogito ergo sum") zu einem der Wegbereiter des Rationalismus wurde, hatte der Tumor aber wohl nichts zu tun. Der Schädel des berühmten Gelehrten befindet sich seit 1821 im französischen Naturkundemuseum in Paris.
Die Untersuchung
Er wurde nun von dem auf historische Fragestellungen spezialisierten französischen Rechtsmediziner Philippe Charlier mit Hilfe eines Computertomographen untersucht. Dabei stießen Charlier und sein Team auf eine "dichte" Masse in der rechten Nasennebenhöhle, die nicht von den Röntgenstrahlen durchdrungen wurde. Charliers Diagnose: ein "Riesenosteom", also ein gutartiger Knochentumor von einer bestimmten Mindestgröße.
Ein solcher Tumor führt nur in rund zehn Prozent der Fälle zu Symptomen, etwa eine Blockierung der Nase, Veränderungen des Geruchssinns, eine Überproduktion von Nasenschleim, Schmerzen in Kopf und Gesicht oder eine Beeinträchtigung der Sicht.
Keine Hinweise auf Krankheit in Biografien
Die Biografen des französischen Philosophen haben solche Symptome aber nicht beschrieben, wie es in der "Lancet"-Studie heißt - mit Ausnahme eines möglichen Migräne-Anfalls in der Nacht des 10. November 1619, bei dem Descartes auch Halluzinationen gehabt haben soll.
Doch dieser Anfall kann laut den Forschern vermutlich nicht auf den Tumor zurückgeführt werden, ebensowenig wie der Tod des Philosophen: Descartes starb am 11. Februar 1650 im Alter von 54 Jahren in Stockholm an den Folgen einer Lungenentzündung.
Charlier hat schon die sterblichen Überreste zahlreicher historischer Persönlichkeiten untersucht, darunter Richard Löwenherz, Robespierre und Napoleon Bonaparte. Er untersuchte auch einen angeblichen Kopf von König Heinrich IV. und angebliche Reliquien von Jeanne d'Arc. (APA/red, derStandard.at, 10. 10. 2014)