Wien/Innsbruck - Während beim Projekt "Mars One" Tickets für einen Marsflug ohne Wiederkehr verheißen werden und die Suche nach Freiwilligen für den Aufbau einer Marskolonie abgeschlossen ist, startet das Österreichische Weltraum Forum (ÖWF) nun seinerseits einen Aufruf. Auch hier werden gewissermaßen Mars-Pioniere gesucht - allerdings werden diese die Erde nicht verlassen. Und anders als bei "Mars One" kann man hier auch davon ausgehen, dass das Projekt durchgeführt wird.

Das ÖWF führt schon seit längerem Mars-Missions-Simulationen in dafür geeigneten Gebieten durch. Bereits 2010 hat das ÖWF den Prototyp eines Weltraumanzugs am Kaunertaler Gletscher in Tirol getestet. In den vergangenen Jahren wurden Simulationen u.a. in den Dachsteinhöhlen und in der Sahara durchgeführt.

Die nächste Runde

Nun werden "Analogastronauten" für eine weitere Mars-Missions-Simulation im August 2015 am Kaunertaler Gletscher. Körperlich und geistig fitte Männer und Frauen können sich bis 28. November bewerben, sagte Norbert Frischauf vom ÖWF, der selbst einmal diese Tätigkeit ausgeführt hat und aktuell im Vorstand des Forums sitzt.

"Wir suchen technikbegeisterte Menschen, die unter schwierigen Bedingungen wie Stress und Lärm konzentriert und sicher arbeiten", sagte er. Monetäre Zuwendungen gäbe es im ehrenamtlich funktionierenden ÖWF keine, Frischauf verspricht den zukünftigen "Analogastronauten" jedoch "Spaß, Schulterklopfen und Verbeugungen in großer Menge".

Die erfolgreichen Kandidaten würden fünf Monate lang am Raumanzugs-Simulator sowie in Biologie und Geologie trainiert, um unterschiedliche Experimente für simulierte Weltraummissionen durchzuführen, außerdem bekommen sie ein Medientraining.

Wo die Erde dem Mars ähnelt

Den Kaunertaler Gletscher wählten die ÖWF Experten aufgrund seiner Ähnlichkeit zu Marsgletschern. Durch Virtual-Reality-Technik würde er dem Roten Planeten noch ähnlicher gestaltet. Die Analogastronauten könnten sich etwa mit einer Video-Brille auf einer Simulations-Plattform bewegen und würden nur über Funk mit der Missionskontrolle in Verbindung stehen. "Das bringt 'noch mehr Mars' zum Testgelände und ermöglicht auch die Darstellung von Szenarien, die im echten Leben zu gefährlich oder zu aufwendig wären, wie zum Beispiel den Einsatz einer Marsstation", so Gernot Grömer vom ÖWF.

Bei der zehntägigen Simulation, an der laut ÖWF zahlreiche internationale Forscherteams teilnehmen, würde etwa getestet, wie man Leben im Eis entdecken kann. "Man weiß mittlerweile, dass es am Mars unter der Oberfläche jede Menge Eis gibt. Am Kaunertaler Gletscher, auf dem es natürlich wie fast überall auf der Erde Lebewesen gibt, können wir testen, ob man mit verschiedenen Weltraum-Techniken tatsächlich eine Chance hat, Leben zu finden", erklärte Frischauf. (red/APA, derStandard.at, 10. 10. 2014)