Wien - Er ist aus der heimischen Medienbranche nicht wegzudenken: Mit 14 die Gründung des "Rennbahn Express", später von "Basta" und "News" und nun mit "Österreich" zwischen Gratis- und Verkaufszeitung pendelnd. Wolfgang Fellner hat den Printmarkt im Laufe seiner Karriere gehörig durcheinandergewirbelt. Am 13. Oktober feiert "WoFe", wie er genannt wird, 60. Geburtstag und zeigt sich kein bisschen leise.
Geboren wurde Wolfgang Fellner am 13. Oktober 1954 in Wien, verbrachte seine Schulzeit allerdings in Salzburg. Früh entdeckte er nicht nur das Interesse am Medienwesen, sondern bewies auch einen guten Riecher, wenn es um das richtige Produkt zur richtigen Zeit ging. Mit 14 Jahren gründete er gemeinsam mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Helmuth den "Rennbahn Express", der 1972 überregional wurde und in der Folge Generationen junger Österreicher begleiten sollte. Mit "Basta" erblickte 1983 das nächste Medienkind der Fellner-Brüder das Licht der Welt.
News-Gründung
Beide Titel wurden zu ihrer profitabelsten Zeit an die "Kurier"-Gruppe verkauft, und die Gebrüder Fellner suchten neue Herausforderungen. Zwecks Fortbildung begaben sie sich in die USA, wo laut eigenen Angaben der "Traum von 'News'" geboren wurde. 1992 war es dann soweit: "Jetzt kommt 'News'" hieß es ab diesem Zeitpunkt wöchentlich, als die Fellners ihr Konzept von "sechs Magazinen in einem Heft" verwirklichten. Und das Vorhaben ging auf, sowohl bei der Werbewirtschaft als auch den Lesern wurde "News" zum Erfolg - und Ausgangspunkt für die Verlagsgruppe News (VGN).
Gleichzeitig mehrte sich die Kritik: In der Branche wurden zunehmend "Vernewsung" und "Fellnerismus" beklagt. Beirren ließen sich die Fellner-Brüder davon allerdings nicht. Mitte der 1990er folgte "tv-media", 2000 erschien erstmals "e-media" und im Jahr darauf schließlich "Woman". Heute umfasst die VGN mehr als ein Dutzend Titel. Für Aufsehen sorgte 1998 die Gründung von "Format", was in der "Mutter aller Magazinschlachten" mündete: Als Kampfansage an "profil" wurde das Feld mittels Gutscheinen, Gratisexemplaren und Geschenken beackert. Am Ende stand die - bis heute - umstrittene Fusion der News-Gruppe und dem trend-profil-Verlag. Die erbitterten Konkurrenten fanden sich unter einem Dach wieder.
"Fellner-Klon"
Bis vor kurzem wurde man noch wöchentlich an diesen Umstand erinnert. "Falter"-Herausgeber Armin Thurnher forderte seit Jahren in seinen Leitartikeln die Zerschlagung des "Mediamil-Komplexes", womit er sich auf die Eigentümerverstrickung der Mediaprint mit der News-Gruppe bezog. Das Kartellgericht stimmte vor mehr als zehn Jahren der Fusion allerdings zu. Wolfgang Fellner selbst reagierte auf angebliche "Absprachen" mit hochrangigen FPÖ-Politikern vor der Kartellentscheidung mit dem Sager: "Ich weiß nicht, ob ein Klon von mir unterwegs ist, aber in Wien schwirren derzeit Gerüchte der absurdesten Art herum." Dieser "Fellner-Klon" mauserte sich danach in der Branche zu einem geflügelten Wort.
Die Erschließung von neuem Terrain wurde schließlich Mitte der 2000er Jahre auf den Weg gebracht: Nach dem Rückzug der Fellner-Brüder aus dem operativen Geschäft der News-Gruppe verdichteten sich die Gerüchte um ein Tageszeitungsprojekt. 2006 startete "Österreich" mit einer Druckauflage von 250.000 Stück und nach dem Vorbild der "USA Today". Zwar schloss Fellner zum Start eine Gratiszeitung dezidiert aus, heute wird die Zeitung allerdings vorwiegend kostenlos vertrieben. Die verkaufte Auflage belief sich laut jüngsten Zahlen der Auflagenkontrolle im ersten Halbjahr 2014 auf unter 50.000 Stück bei einer Druckauflage von über 550.000 Exemplaren.
"Österreich" beschäftigte in der Folge nicht nur die Leser, sondern auch die Gerichte. Ein jahrelanger Rechtsstreit mit dem Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) wurde etwa 2009 beigelegt, als der Oberste Gerichtshof entschied, dass der Verlegerverband das Medium nicht als Mitglied aufnehmen müsse, nähere sich doch "dessen Geschäftsstrategie (...) jener von absoluten 'Gratiszeitungen'" an.
"Welt des Wolfgang Fellner"
2009 widmete sich schließlich STANDARD-Medienredakteur Harald Fidler in seinem Buch "Österreichs manischer Medienmacher" der "Welt des Wolfgang Fellner". Der Porträtierte, der das Manuskript vorab gelesen hat, fand die Darstellung "rundweg negativ". Wenig Freude hat der Herausgeber auch mit Presse- sowie PR-Ethik-Rat, deren Beschäftigung mit Artikeln von "Österreich" die Mediengruppe gerichtlich bekämpft. Jüngst wies etwa das Handelsgericht Wien eine derartige Klage ab.
Wo man zu "Österreich" greifen kann, hat in den vergangenen Jahren ebenfalls die Gerichte beschäftigt. Das Fellner-Medium will - wie Gratis-Konkurrent "Heute" - in den U-Bahn-Stationen der Wiener Linien Entnahmeboxen aufstellen. Dass es die Möglichkeit dazu erhalten müsste, hat das Oberlandesgericht Wien im Februar entschieden. Die Wiener Linien legten Rekurs ein, eine Entscheidung in dieser Frage steht noch aus.
Die Wiener Bevölkerung dürfte dieser Tag aber ohnedies an "Österreich" nicht vorbeikommen. Vor wenigen Tagen hat die Mediengruppe bekannt gegeben, die Tageszeitung mittels Gratis-Zustellung an alle Wiener Zustelladressen verteilen zu wollen. Die Finanzierung des Blattes läuft denn auch überwiegend über Inserate, ein Umstand, der in der Vergangenen wiederholt für heftige Diskussionen gesorgt hatte, darf sich das Blatt doch über Millionen-schwere Werbe-Buchungen seitens Regierung, Ministerien, Gemeinde Wien und staatsnahen Betrieben freuen. Im Gegenzug gebe es dafür Jubel-Berichte, so die Kritik. (APA, 10.10.2014)