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Das Kaufhaus könnte laut Analysten vor allem dazu dienen, die Marke Amazon zu bewerben

Foto: Reuters/Redmond

Das Geschäft soll in New Yorks West 34th Street (im Bild) eröffnen

Der Online-Händler Amazon tritt aus dem Internet ins echte Leben und will laut Insidern noch vor Weihnachten mitten in New York ein Kaufhaus eröffnen. Es wäre der erste begehbare Laden in der 20-jährigen Geschichte des Konzerns. Und er soll Kunden dasselbe Einkaufserlebnis bieten wie traditionelle Kaufhäuser. Für Amazon ist das ein immenses Experiment: Der Konzern hat sein gesamtes Geschäft auf Kampfpreisen und schneller Warenlieferung aufgebaut. Mit der Unmittelbarkeit eines herkömmlichen Kaufhauses hat Amazon bisher nicht mithalten können.

Amazons Mini-Lagerhaus in Manhattan

Der erste echte Amazon-Laden soll nun pünktlich vor dem Weihnachtsgeschäft im belebten Midtown Manhattan, schräg gegenüber des Empire State Buildings, seine Pforten öffnen. Er soll in erster Linie wie ein Mini-Lagerhaus funktionieren, in dem Kunden ihre online bestellten Waren abholen können. Er soll zudem begrenzte Kapazitäten für die Auslieferung von Produkten am selben Tag innerhalb New Yorks sowie für Rücknahmen und Umtausche erhalten.

Verteilzentrum für Kuriere

Gleichzeitig soll der Laden aber auch als Verteilzentrum für Kuriere dienen und möglicherweise eines Tages Amazons hauseigene Geräte vertreiben – etwa das elektronische Lesegerät Kindle, das Fire Smartphone und Fernsehempfangsgeräte Fire TV. Das sagen Personen, die sich mit der Konzernstrategie auskennen.

Marke bewerben

Bei der Eröffnung eines echten Ladenlokals gehe es darum, "die Marke Amazon zu bewerben", sagt Matt Nemer, ein Analyst bei Wells Fargo. Lieferung am selben Tag, Online-Bestellungen und Abholen im Laden – all das sind Ideen, die wirklich gut ankommen." Amazon müsse am Puls der Zeit bleiben und da mitmischen, sagt Nemer.

Begehbare Läden zu betreiben, birgt jedoch auch Risiken. Bisher hat Amazon einige im Einzelhandel übliche Kosten weitgehend vermieden – etwa Ladenmieten, die Löhne für Verkäufer und die Kosten für das Lagermanagement in hunderten von Geschäften. Solche Ausgaben könnten die ohnehin dünnen Gewinnmargen des Unternehmens künftig gefährden.

Möglicher Vorreiter für weiter Läden in den USA

Einige Einzelheiten zu dem geplanten Amazon-Kaufhaus in New York waren nicht unmittelbar in Erfahrung zu bringen, darunter auch Angaben zur Größe, zur Mietdauer oder zum geplanten Lagerbestand. Personen, die sich mit der Sache auskennen, warnen zudem, dass sich Amazons Pläne jederzeit wieder ändern könnten und dass der Laden ein Experiment sei. Dieses könne auch fehlschlagen.

Sollte es jedoch glücken, könnte das erste Amazon-Kaufhaus in Manhattan der Vorreiter für eine ganze Reihe weiterer Amazon-Geschäfte in den USA sein, sagen Leute, die sich mit dem Konzerndenken auskennen.

Warenhäuser schon länger überprüft

Amazon prüft seit Jahren den Einstieg ins traditionelle Warenhausgeschäft und hat laut einer weiteren gut informierten Person sogar in Seattle, wo der Konzern seinen Hauptsitz hat, schon vor etwa zwei Jahren verschiedene Grundstücke ins Auge gefasst. Später aber habe er die Idee verworfen, weil es an den entsprechenden Stellen nicht genügend Laufkundschaft gegeben habe.

Amazon hat einst seine Lesegeräte Kindle über die Geschäfte von Wal-Mart und Target verkauft. Die Kaufhäuser nahmen die Geräte aber vor zwei Jahren aus den Regalen in einem offenkundigen Wink an Amazons wachsende Marktmacht im Einzelhandel. (Greg Bensinger, Keiko Morris, WSJ.de/derStandard.at, 10.10.2014)