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Douglas Carswell, UKIP-Kandidat und Wahlsieger.

Foto: REUTERS/Stefan Wermuth

Zwei Nachwahlen zum Unterhaus haben die britische Politik nachhaltig verändert. Zum ersten Mal in der 21-jährigen Parteigeschichte gelang am Donnerstag einem Kandidaten der EU-feindlichen Ukip (United Kingdom Independence Party) der Einzug ins Londoner Unterhaus. Knapp 60 Prozent der Wähler in Clacton (Grafschaft Essex) entschieden sich für Douglas Carswell, der sie zuvor neun Jahre lang als Konservativer in Westminster vertreten hatte. Die Regierungspartei von Premier David Cameron landete abgeschlagen auf Platz zwei.

Bei der Nachwahl in Heywood bei Manchester verteidigte die Labour Party das vermeintlich sichere Mandat nur knapp gegen den Ukip-Kandidaten. "Wir sind jetzt eine wirklich landesweite Partei", freute sich Ukip-Chef Nigel Farage. "Die Leute haben die Nase voll von Karrierepolitikern."

Während mit Carswells Wiedereinzug ins Parlament fest gerechnet worden war, stellt das Ukip-Ergebnis in Heywood eine kleine Sensation dar. Der Wahlkreis galt, wie die meisten städtischen Bezirke Nordenglands, als sichere Bank für Labour.

Argument umgedreht

Bisher hatten Labour-Chef Edward Miliband und seine Strategen Ukip vor allem als Bedrohung für die Konservativen wahrgenommen. Deren Chef Cameron warnte seinerseits, wer bei der Unterhauswahl Ukip wähle, werde "mit einem Premierminister Miliband" aufwachen. Mit Blick auf das Ergebnis in Heywood drehte Ukip-Boss Farage nun das Tory-Argument gewitzt um: Wer im englischen Norden noch immer die Konservativen ankreuze, erneuere dort Labours Abonnement auf sogenannte "sichere Wahlkreise".

Schon im kommenden Monat stellt sich ein zweiter Tory-Überläufer seinen bisherigen Wählern als Ukip-Kandidat: Mark Reckless will in Rochester (Grafschaft Kent) sein Mandat verteidigen. Sollte dies gelingen, freut sich Farage auf weiteren Zuwachs: "Ich wäre sehr überrascht, wenn nicht noch andere Abgeordnete zu uns kämen." (Sebastian Borger aus London, DER STANDARD, 11.10.2014)