Außenminister Sebastian Kurz hat seinen türkischen Amtskollegen angerufen, um zu einem Eingreifen der türkischen Armee gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) aufzufordern. Es geht um die Rettung der Kurden in der Stadt Kobanê an der türkischen Grenze. Gleichzeitig demonstrierte eine Gruppe von Abgeordneten der Grünen in derselben Sache vor der türkischen Botschaft in Wien.

Wer nicht demonstrierte, waren Mitglieder offizieller muslimischer Verbände in Österreich. Im Sommer hatte zwar der türkische Verein UEDT rund 11.000 Demonstranten - hauptsächlich türkischstämmige, aber auch einige arabischstämmige - gegen den Krieg Israels in Gaza auf die Straße gebracht. Die mörderischen Verbrechen der IS, die sich übrigens auch massiv gegen andere Muslime richten, riefen bei der hiesigen muslimischen Community keine solche Reaktion hervor.

Möglicherweise ist es auch besser so, denn in Deutschland wurden demonstrierende Kurden plötzlich von nicht wenigen radikalen Muslimen (Salafisten) angegriffen, worauf es zu schwersten Auseinandersetzungen kam. Dennoch ist sowohl die seltsame Sprachlosigkeit der österreichischen Muslime wie auch das Verhalten der Türkei zu registrieren; und beim nächsten offiziellen Dialog, bei dem es um das Verhältnis zwischen Muslimen in Österreich, aber auch zur Türkei geht, sollte man es sachlich und bestimmt thematisieren. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 10.10.2014)