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Schrumpft die Bevölkerung zu stark gefährdet dies den Wohlstand eines Landes. Ein moderater Rückgang allerdings kann nach aktuellen Berechnungen dem allgemeinen Lebensstandard einen Aufschwung bescheren.

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Wien - Die allmählich schrumpfende Bevölkerung in Industriestaaten wird von vielen Demografen als gesellschaftliches Problem betrachtet. Tatsächlich aber könnte sich die Entwicklung auch positiv auswirken, wie internationale Forscher unter Beteiligung der Wiener Bevölkerungsökonomin Alexia Fürnkranz-Prskawetz nun errechnet haben: Ein moderater Bevölkerungsrückgang würde etwa in Österreich und anderen reichen Ländern den Lebensstandard nicht mindern, sondern verbessern, weisen die Experten in der Fachzeitschrift "Science" nach. Die aktuellen Geburtenzahlen sind hierzulande aber so niedrig, dass ohne Anpassungen im Sozialbereich der Wohlstand gefährdet wäre, erklärte die Wissenschafterin.

Die Forscher unter der Leitung von Ronald Lee von der Universität Kalifornien und Andrew Mason von der Universität Hawaii (beide USA) hatten mit Volkswirtschafts- und Altersstrukturdaten aus 40 Ländern errechnet, welche Geburtenraten für verschiedene Wirtschaftsindikatoren optimal wären.

Erweiterte volkswirtschaftliche Gesamtrechnung

Dazu verwendeten sie sogenannte "Nationale Transferkonten", so Fürnkranz-Prskawetz, die am Institut für Wirtschaftsmathematik der Technischen Universität (TU) Wien und dem Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) forscht. Diese messen, wie viel Einkommen jede Altersgruppe im Durchschnitt generiert, wie es durch öffentliche und private Transfers über Altersgruppen umverteilt wird und wie die verfügbaren Ressourcen für Sparen und Konsum verwendet werden. "Damit erweitern sie die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung durch die Dimension Alter", erklärte sie.

So würden vor allem Eltern als Privatpersonen ihre Kinder während der Ausbildung unterstützen und damit bei hohen Geburtenraten mehr zur Kassa gebeten. Die Staatskassen profitierten hingegen eher davon, weil so mehr Steuerzahler nachkommen, die die Kosten für Gesundheitsversorgung und Pensionen für die ältere Bevölkerung berappen.

Anpassungen im Sozialsystem

Wenn die Geburtenraten so wie in Österreich mit 1,4 Kindern pro Frau im Untersuchungszeitraum 2005 bis 2010 sehr niedrig sind, sollten die Staaten Barrieren für das Kinderkriegen reduzieren und ihre Politik auf das unausweichliche Altern der Bevölkerung einstellen, so die Wissenschafter. Dazu gehören etwa Anpassungen der Pensions- und Gesundheitssysteme sowie in den Familien- und Arbeitsmarktbereichen, erklärte Fürnkranz-Prskawetz.

Optimal wäre für die meisten Länder eine Geburtenrate knapp unter jener für eine gleichbleibende Bevölkerung (2,1 Kinder pro Frau). Dann wären die Kosten für die heranwachsenden Kinder und jene zur Versorgung der älteren Bevölkerung am besten ausbalanciert. Dies würde nach den Berechnungen der Wissenschafter dem allgemeinen Lebensstandard eines Landes einen Aufschwung bescheren. (APA/red, derStandard.at, 12.10.2014)