Vorhofflimmern (VHF) ist die häufigste Herzrhythmusstörung und neben einer beträchtlichen Einschränkung der Lebensqualität auch mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität verbunden. Bei anfallartigem und anhaltendem VHF, das auf Medikamente nicht anspricht, ist heute die Verödung der vorhofnahen Muskulatur der Lungenvenen (Pulmonalvenenisolation, PVI) etabliert.
Eine innovative Methode zur Behandlung von anfallartigem ("paroxysmalen") und anhaltendem ("persistierenden") Vorhofflimmern, die Pulmonalvenenisolation mit einem Kryoballon der zweiten Generation, hat sich als sichere und wirksame Behandlungsstrategie erwiesen. Adaptierungen in der Anwendung könnten die Methode bei gleicher Wirksamkeit noch sicherer machen. Diese Ergebnisse brachten mehrere aktuelle Studien.
Bessere Therapie
Neben der Ablation mit Hochfrequenzstrom (Radiofrequenz-Ablation, RF), der aktuell am häufigsten angewendeten Methode, hat sich auch die Anwendung der Kälteablation mittels Kryoballon bewährt. Seit einiger Zeit steht dafür ein Kryoballon der zweiten Generation zur Verfügung, der durch eine verbesserte Kältemitteleinspritzung und höhere Kühlleistung eine bessere klinische Wirksamkeit erzielen soll.
In einer Studie des Herzzentrums München-Bogenhausen erwies sich die Pulmonalveneninsolation mit der zweiten Kryoballon-Generation als "sichere und effektive Ablationstherapie für paroxysmales und persistierendes Vorhofflimmern", wie Studienautor Stefan Hartl in Düsseldorf berichtet. Die Erfolgsrate lag bei anfallartigem Vorhofflimmern signifikant höher als bei anhaltendem Vorhofflimmern und konnte auch bei letzterem ein mittelfristig günstiges Ergebnis erzielt werden.
Aus diesem Grund scheint die PVI mit dem Kryoballon der zweiten Generation auch bei dieser Form des Vorhofflimmerns eine geeignete Therapieoption zu sein und ist als primäre Ablationsstrategie geeignet. Es werden jedoch noch Langzeitergebnisse und prospektive Vergleichsdaten von RF- und Kryoablation benötigt, um die optimale Strategie für die Erstablation bestimmen zu können." Insgesamt wurde für die Studie zwischen Mai 2012 und Juni 2014 bei 402 Patienten eine PVI mit dem neuen Kryoballon durchgeführt. Bei drei Viertel aller Patienten (76 Prozent) war das Verfahren erfolgreich, bei Patienten mit paroxysmalen VHF lag die Erfolgsrate sogar bei 81 Prozent.
Mehr Komplikationen
Der Frage, ob bei dieser Methode - wie bisher üblicherweise gehandhabt - nach einer erfolgreichen PVI eine zusätzliche Kälteanwendung pro Pulmonalvene ("Bonus-Freeze") notwendig ist, ging eine Studie der Asklepios Klinik St. Georg in Hamburg nach. Der Hintergrund: Jede zusätzliche Applikation kann das Risiko von Komplikationen erhöhen, eine einmalige Anwendung hätte also Vorteile unter Sicherheitsgesichtspunkten.
Tatsächlich zeigte sich, dass die nachträgliche Abkühlung keinen Wirksamkeits-Vorteil bringt. "Die Single-Shot-Strategie mit dem Cryoballon Advance zur Therapie von paroxysmalem und kurz-anhaltend persitierendem Vorhofflimmern zeigt eine klinische Erfolgsrate von 82 Prozent nach einem Jahr", berichtet Studienautor Christian-Hendrik Heeger.
Im Vergleich zu bisherigen Ergebnissen anderer Studien mit zusätzlichem Bonus-Freeze zeige die Single-Shot-Strategie eine vergleichbare Effektivität. "Unsere Studie gibt erste Hinweise, dass unter Verwendung des Kryoballons der zweiten Generation auf einen Bonus Freeze verzichtet weden kann", so Heeger. Für die Hamburger Studie wurden 45 Patienten mit anfallartigem Vorhofflimmern behandelt. (red, derStandard.at, 9.10.2014)